: Vulkan: Konversion mit Kriegsschiff
■ Bremer Werft baut in französischer Kooperation die „Eurocorvette“ für den Export in die Dritte Welt hier bitte das Kriegsschiff
Vulkan-Chef Friedrich Hennemann: „Solange es für diese Schiffe einen Markt gibt, werden wir diesen Markt bedienen.“
Zusammen mit der französischen Werft Chantier de l'Atlantique will der Bremer Vulkan Marine-Schiffe auf dem Weltmarkt anbieten. Drei Typen einer „Eurocorvette“-Familie“, die in den vergangenen drei Jahren von den beiden Unternehmen konzipiert wurden, sind derzeit im Angebot der gemeinsamen Joint-Venture-Tochter „European Economic Interest Group“ (EEIG), die ihren Sitz in Paris haben soll. Dies teilten Vulkan-Vorstandsvorsitzender Friedrich Hennemann und Chantier-Präsident Alain Grill gestern bei der Vertragsunterzeichnung in Bremen mit.
Die Eurocorvette soll flexibel für verschiedene Verwendungen und Bewaffnungen ausgestattet sein. Derzeit sind drei Versionen zwischen 1000 und 2000 Tonnen konzipiert. Sie sollen preiswert sein (Kosten: zwischen 80 und 300 Millionen Mark) und sind vor allem für Länder mit sogenannten Exclusive Economic Zonen (EEZ — 200 Seemeilen) in der Dritten Welt gedacht, die ihre Hoheitsgewässer schützen müssen. Auch bei schwierigem Wetter sollen sie Landeplatz für einen Hubschrauber sein können.
Bisher haben Vulkan und Chantier für die erstmals 1990 vorgestellte Eurocorvette mit zwei möglichen Interessenten verhandelt und die Voranfragen um Exporterlaubnis beim Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn gestellt, in einem Fall sei schon die Genehmigung erteilt, berichtete ein Vulkan-Vertreter.
Das neue Engagement auf dem Rüstungsmarkt stört für den Vulkan-Chef die Bemühungen um Konversion nicht. „Solange es für diese Schiffe einen Markt gibt, werden wir diesen Markt bedienen“, erklärte er ohne Umschweife. „Dual Use“ sei das Stichwort, die mögliche militärische und zivile Nutzung. „Zu beidem fähig zu sein, ist unsere Interpretation von Konversion.“
Die Kooperation könnte für die Position der Vulkan-Gruppe auch auf dem europäischen Rüstungsmarkt Bedeutung erlangen. Chantier de L'Atlantique repräsentiert den Schiffbau in der GEC-Alstholm. Diese französisch/britische Unternehmensgruppe ist im Transportwesen und in der Energieerzeugung tätig. Die große Werft Chantier de L'Atlantique in St. Nazaire (4.500 Beschäftigte) hat große Kreuzliner wie die „Sovereign of the Seas“ gebaut und auch französische Marine-Aufträge.
In der kommenden Woche wollen der Vulkan- Chef und der Präsident der Chantier de L'Atlantique gemeinsam nach Japan fliegen, um mit der dortigen Konkurrenz Gespräche zu führen. Wenn die japanische Werftindustrie, die mit starkem staatlichen Engagement 40 Prozent des Weltmarktes erobert hat, sich nicht auf ein marktwirtschaftliches „fair play“ einläßt, könnte die Europäische Gemeinschaft gezwungen sein, ihrerseits auch mit staatlichen Mitteln ein Absinken ihres Marktanteils unter die derzeitigen 20 Prozent zu verhindern, erläuterte Vulkan-Vorstand Hennemann den Sinn des deutsch- französischen Japan-Besuchs: „So wie dieser Markt im Augenblick organisiert ist, geht es nicht.“
Treuhand-Gespräche gehen weiter
Noch keine Unterschrift gibt es derweil unter die Vulkan-Kaufverträge mit der Treuhand. Friedrich Hennemann war am Dienstag in Berlin zu weiteren Gespächen, sagte aber einen Pressetermin auf der Hannover- Messe, auf dem er eigentlich von den Ergebnissen des Engagements des Vulkan-Verbundes in den neuen deutschen Ländern berichten wollte, gestern kurzfristig wieder ab. K.W.
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