: Militärtechnik konvertiert
■ Hochgezüchtete (Militär-)Elektronik von STN und Atlas könnte allerlei besondere Probleme lösen
Wie prächtig militärische Tenchnologieentwicklung und zivile Nutzung Hand in Hand gehen, demonstrierte der Leiter der Abteilung Ortungs- und Leitsysteme der Systemtechnik Nord (STN, früher MBB), Dr. Hossfeld, mit dem „VELOC“. Im Golfkrieg hat die US- Army erfolgreich demonstriert, daß sie ein Satelliten-System zur Ortung und damit Steuerung mobiler Objekte aufgebaut hat, in diesem Falle ihrer Bomber. „Global Position System“ heißt das System, GPS, von 24 rund um die Erde fliegenden Satelliten sind beteits 19 auf ihren Umlaufbahnen.
Das System ist ab 1993 zur Nutzung freigegeben und kann zum Beispiel Transport-Firmen helfen, jederzeit den Überblick zu halten, wo „ihre“ LKW– sich gerade befinden. STN bietet das an, deshalb stand „Vehicle Location“ Pate bei der Wahl des zivilen System- Namens „VELOC“. Die US-Army hat ihre mögliche Ortungsgenauigkeit mit dem Satellitensystem (ca. 10 Meter) für die zvile Nutzung „künstlich verfälscht“, wie Hossfeld erklärt, damit feindliche Militärs sich nicht kostenlos präzise bedienen können. Das VELOC- System von STN korrigiert diese Verfälschung aber wieder und kommt auf immerhin 50 Meter Genauigkeit. Zum Beispiel beim Transport nach Osteuropa, wo manchmal ganze Lastzüge verschwänden, könnte das Ortungssystem gute Dienste leisten, verprach Hossfeld. Allerdings nur solange, wie die Signal-Sender auf den Fahrzeugen nicht einfach abgedeckt oder abgebaut werden. STN will sein System auch zum Beispiel für die Feuerwehr attraktiv machen, die den Überblick über den Standort ihrer Rettungswagen im Stadtgebiet zur Optimierung der Einsätze nutzen könnte. Und wenn die Preise einmal mit Massenfertigung sinken, werden auch die Hobbysegler sich derart gegen die Unbill des Wetters versichern können...
Eine andere Atraktion der Elektronik-Töchter des Vulkan stellte Atlas Elektronik vor: Das mobile Satelliten-Telefon „Satphone“. Unabhängig von der Verfügbarkeit terrestrischer Anlagen wird man damit vom Sommer 1993 an, wenn das System verfügbar ist, aus allen Winkeln der Welt faxen und telefonieren können. „Bauingenieure in entlegenen Gebieten, Forscher oder Journalisten sind dann in der Lage, ihre Nachrichten leicht und zuverlässig zu übermitteln.“ Die Firma Hagenuk wie Atlas Elektronik haben das Know How für militärische Zwecke entwickelt und können nun ohne ohne besonderen Auftraggeber die zivile Version vorstellen — im schmucken ledernen Aktenkoffer.
Kombiniert mit dem Ortungssystem des US-Army-Satellitennetzes könnte dieses Satelliten-Kommunikationssystemen der beispielhaften Transportfirma helfen, festzustellen, ob sein LKW-Fahrer gerade in einer Wüste in Nord-Chile zu lange pausiert oder ihn telefonisch warnen, wenn er in Lissabon falsch herum in eine Sackgasse fährt — kombiniert mit einem Stadtplan zeigt das Ortungssystem dem Chef sogar an, in welcher Straße sich sein Fahrzeug befindet. Voraussetzung ist nur, daß drei der US-Army-Satelliten die Signale des VELOC-Systems am LKW frei empfangen können. K.W.
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