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: Eine Frau, aber gratis

Eine Frau, aber gratis

Am Dienstag wurde sie in Schwerin als neue Kultusministerin von Mecklenburg-Vorpommern vereidigt. Ihren christdemokratischen Parteifreunden in Berlin hinterläßt sie ein großes Problem. Sie müssen für Steffie Schnorr, die bisherige Staatssekretärin von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt, einen Nachfolger finden, besser noch eine Nachfolgerin — und da beginnt auch schon das Problem.

Die Besetzung dieser Staatssekretärsstelle muß nicht nur möglichst rasch entschieden werden, es müssen auch zwei Grundsätze beachtet werden. Und wie in Prinzipienfragen üblich, schließt der eine Grundsatz die Erfüllung des anderen aus. Prinzip Nummer eins hat der CDU-Innenstaatssekretär Eike Lancelle erfunden. Danach sollte aus Gründen der Sparsamkeit jede Senatsverwaltung künftig mit jeweils einem Staatssekretärsposten auskommen. Die Innenpolitiker der Regierungsfraktionen bekräftigten dieses Ziel am Wochenende auf einer Klausurtagung im brandenburgischen Bogensee ausdrücklich und schlugen auch gleich den Bogen zu Schnoor: Ihr Nachfolger müsse jetzt schon Staatssekretär sein und aus einer der mit zwei Staatssekretären ausgestatteten Senatsverwaltungen abgezogen werden. Eine Neueinstellung komme nicht in Frage. Der CDU-Abgeordnete Klaus Wienhold verbreitete schon einen konkreten Vorschlag: Lancelle, der in der Innenverwaltung mit Kollege Armin Jäger zu zweit ist, sollte beim Sparen mit sich selbst anfangen, seinen Posten verlassen und Schnoor beerben.

Die Tatsache, daß Lancelle männlichen Geschlechts ist, kollidiert jedoch heftig mit dem zweiten Grundsatz: Eine Frau muß es werden. Dafür machen sich vor allem die Frauen in der CDU-Fraktion stark, namentlich Irina Schlicht, die vor einem Jahr scharf kritisiert hatte, daß Eberhard Diepgen keine einzige CDU- Frau zur Senatorin gemacht hatte und nur drei zu Staatssekretärinnen. Würde für Schnoor keine Ersatzfrau eingestellt, würde sich die Zahl der CDU-Staatssekretärinnen auf noch bescheidenere zwei verringern.

Personalproblem am Rande: Weil Schnoor nach Schwerin Patricia Werner mitnimmt, die Pressesprecherin von Umweltsenator Volker Hassemer, muß nun auch dieser eine Lücke stopfen. Vorerst läßt er Werner von PR-Referent Dolf Straub und Stadtforum-Sprecherin Cornelia Poczka vertreten. Straub ist Mitglied der SPD, Poczka bei den Grünen. Ein rot-grünes Duo — im Dienste des schwarzen Senators. Hans-Martin Tillack