: „Die Frauen sind die Arbeiter des Landes“
■ Indien-Ausstellung im Übersee-Museum / Schwerpunkt: Ökologie und Frauen
„Die Erde hat genug für alle, aber nicht genug für die Gier von wenigen.“ Dieser Spruch von Mahatma Gandhi hängt derzeit im Bremer Übersee-Museum neben Plakaten der indischen Öko-Bewegung: Die bundesweit angelegten Indien-Festspiele finden auch in Bremen statt. Das Museum zeigt in diesem Rahmen seit Freitag eine Ausstellung, die schwerpunktmäßig die ökologischen Probleme Indiens zum Thema hat.
Die indische Öko-Bewegung haben Frauen aus der Taufe gehoben. Sie waren die ersten, die die „Gier der wenigen“ zu spüren bekamen. Dr. Indu Tikekae und Dr. Vandana Shiva, Aktivistinnen der „Chipko“-Bewegung, erzählen das so:
„Die ganze Wirtschaft lastet auf den Schultern der Frauen. Wer holt unter den schwierigsten Bedingnungen in kilometerlangen Märschen das Wasser, wer führt den gesamten Haushalt, wer versorgt die Tiere? Die Frauen — das sind die Arbeiter des Landes. Und so spürten sie auch die Auswirkungen der Abholzung der Wälder im indischen Himalaya als erste.
Die indische Wirtschaft ist davon sehr abhängig, doch das zerstörte unsere Lebensgrundlage. So entstand die Idee: Die Wälder müssen erhalten werden. Als die Regierungsbeamten kamen, um die Abholzung voranzutreiben, haben wir ihnen gesagt: Wir lieben euch nicht, wir helfen euch nicht. Stattdessen haben sich die Frauen zusammengetan und die Bäume umarmt: Ihr könnt erst uns abschneiden, und dann die Bäume. Wir sind nicht schwach, das haben wir gesagt. Bei einer solchen Aktion wurden einmal 363 Leute getötet. Unsere Männer waren geteilter Meinung: Viele haben für die Regierung gearbeitet, waren abhängig. Aber viele haben uns auch unterstützt. Und heute sind wir in fast jeder Region vertreten, haben vieles durchsetzen können. Zum Beispiel ein 1.00 Hektar großes Schutzgebiet in Nordindien.“
Die Ausstellung zeigt mehr: Von der typischen Hochzeitskleidung bis zum „Hydraulischen Widder“, einer einfachen, durch Wasserdruck betriebenen Maschine, die Wasser über große Höhenunterschiede hinweg pumpt, sind landestypische Exponate zu sehen. Eine zentrale Frage zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung: Wie kann Indien nach der „Grünen Revolution“, der Industrialisierung der Landwirtschaft, mit immensen ökologischen Schäden, zu einer alternativen Landwirtschaft finden?
„Die gezeigten Beispiele sind nicht nur für Indien wichtig, sondern für alle Länder der Dritten Welt“, sagt N.D. Jayal aus Delhi, einer der Koordinatoren der Ausstellung. Alternative Möglichkeiten für das gigantische Land werden im Modell angeboten. um Beispiel Biogas-Anlagen, die Energie aus Dünger gewinnen. skai
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