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■ Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) paddelt seinen davonschwimmenden Fellen hinterher
Hamburg (dpa/taz) — Verzweifelt versucht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nach dem verheerenden internationalen Echo auf den Krabbe-Freispruch, seinen rapide weiterschwindenden Ruf zu retten.
„Wir wollen prüfen lassen, ob im ordentlichen Recht noch etwas zu machen ist“, erklärte der Anti- Doping-Beauftragte des Verbandes, Rüdiger Nickel, der sich bei einer außerordentlichen Sitzung des DLV-Präsidiums überreden ließ, trotz des herben Rückschlags weiter im Amt zu bleiben.
Obwohl aus dem Rechtsgutachten einer renommierten Frankfurter Anwaltskanzlei, so Nickel, ganz deutlich hervorgehe, „daß das Urteil nicht hieb- und stichfest ist“, bleibt es fraglich, ob ein Gang des Verbandes vor ein ordentliches Gericht Erfolg hätte. „Ich fände es gut, wenn dieses absolut falsche Urteil aus der Welt geschafft würde. Doch bei der juristischen Machbarkeit habe ich große Zweifel. Wie sollte denn die Anklage lauten? Ich sehe keinen Ansatzpunkt“, meinte dazu Harm Beyer, der Hamburger Amtsrichter und frühere Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes. Definitiv wurde auf der Sitzung beschlossen, daß Krabbe-Trainer Thomas Springstein nicht wieder vom DLV eingestellt wird. Das Präsidium sah „aus verschiedenen Gründen“ dazu keine Möglichkeit.
Die Sprinterinnen selbst zeigen sich derweil vom weltweiten Hohn über ihre Reinwaschung ebenso wenig beeindruckt wie der Hauptsponsor des DLV, die Firma Daimler-Benz. „Partner müssen in schwierigen Situationen zusammenstehen“, schwadronierte Konzernsprecher Matthias Kleinert und versprach, den zum Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht zu kündigen. „Im Gegenteil, wir werden Gespräche über eine Verlängerung führen.“
Katrin Krabbe gab sich in einem Interview als trotzig-beleidigte Unschuld. „Man hat nach dem Urteil so das Gefühl gehabt, daß einige Medien es überhaupt nicht mehr wünschten, daß wir für Deutschland laufen.“ Ihr Selbstbewußtsein habe jedenfalls nichts abbekommen, aber: „Man ist sehr, sehr vorsichtig geworden. Wir haben unsere echten Freunde kennengelernt, aber auch die vielen Feinde.“
Diese könnten auch unter den Reihen der Mitathletinnen und -athleten lauern. „Ich werde die Aktiven in einem Schreiben auffordern, die Mädchen nach dem Stand des Urteils zu behandeln. Wenn der eine oder andere persönliche Bedenken hat, kann ich nichts machen“, erklärte DLV-Aktivensprecher Heinz Weis.
Der Hammerwerfer will aber auch an die drei Sprinterinnen appellieren, „daß sie ihre Unschuld nicht nur durch das Urteil darstellen, sondern auch positiv zur Anti- Doping-Sache stehen“. Dies sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen.
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