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1.-Mai-Motto „kein Thema“

■ „Teilen verbindet“ vielerorts umstritten / In Bremen hat es niemand gemerkt

Demnächst wird der Slogan überall in Bremen zu sehen sein. 20.000 Flugblätter und hunderte Plakate liegen schon frisch gedruckt im DGB-Haus bereit, um gleich nach Ostern auf den 1. Mai nebst Demonstration und Bierzelt hinzuweisen. Sie alle sind geschmückt von einer winkenden weißen Hand auf grünem Grund und dem diesjährigen Motto des DGB-Bundesvorstands „Teilen verbindet“.

Eine Diskussion über dieses Gewerkschaftsmotto hat es in Bremen noch nicht gegeben. „Im DGB-Kreisvorstand war das noch kein Thema“, weiß IG-Metall- Sekretär Bormann. Und Frau Gänze, die im DGB-Haus für die Vorbereitung der 1.-Mai-Aktivitäten verantwortlich ist, hat noch keine einzige kritische Stimme gehört: „Das wird hier in Bremen überhaupt nicht diskutiert.“

Doch was die Gewerkschafter im kleinsten Bundesland so kalt läßt, hat andernorts für großen Ärger gesorgt. Nachdem einige DGB-Kreise das zentrale Motto „Teilen verbindet“ sogar einfach gegen eigene Schöpfungen, wie zum Beispiel die schlichte „Solidarität“ oder „Wir für Halle und die Region“ ausgetauscht hatten, sah sich jetzt der DGB-Bundesvorstand veranlaßt, die Kritik am 1.-Mai-Slogan in einem langen Papier zusammenzutragen.

Argumente gegen das 1.-Mai- Motto, das stark an den biblischen Aufruf zu einem Kirchentag in den 70er Jahren („Einer trage des andern Last“) erinnert, werden in dem internen Strategiepapier, das die FR am Dienstag nachdruckte, in drei Ebenen unterteilt: eine „semantische“, eine „strategische“ und eine „fachpolitische“. „Mit dem Begriff des Teilens verbinden viele Mitglieder und Funktionäre die Aufforderung, etwas abzugeben“, wird im Bereich der „Semantik“ festgestellt, „diese Aufforderung wird auch nicht durch das 'Verbinden' aufgehoben, sondern insofern noch verstärkt, als sie an christliche oder konservative Teilungsdefinitionen erinnert.“

Eine „unnötige Vorleistung für die konservativ-liberale Politik“ sei das und eine „Schwächung des Widerstands gegen unsoziale Politik“, so die Argumente der „strategischen Ebene“. Und „fachpolitisch“ schließlich werde ein „umfassendes politisches Konzept für eine Politik der Verteilungsgerechtigkeit angemahnt“, ohne die der 1.-Mai-Slogan das Risiko berge, „in Ostdeutschland als Distanzierung der westdeutschen Gewerkschaften empfunden“ zu werden.

Als Gegenmaßnahme empfehlen die DGB-Strategen „Argumentationsfiguren“ wie zum Beispiel: „Die Politik des Teilens basiert auf der Einsicht in die Notwendigkeit von Verteilungsgerechtigkeit“. In Bremen rechnet der DGB — „Teilen verbindet“ hin oder her — mit mehr Teilnehmern an der 1.-Mai-Demonstration als letztes Jahr. Das Motto damals? — „Soziale Einheit in Frieden und Freiheit“. Ase

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