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„Erfahren, wie gesund Bremen ist“

■ Gesundheitssenatorin will „Gesundsheitsprobleme politikfähig machen“

Irmgard Gaertner, die neue Bremer Senatorin für Jugend, Soziales und Gesundheit, will es wissen: „Mir ist wichtig zu erfahren, wie gesund Bremen ist, welche Hauptgesundheitsprobleme es gibt in diesem Lande und was wir zu unternehmen haben...“ Dies hat sie gestern auf einer Pressekonferenz mitgeteilt und gleich dazu ein „Pilotprojekt Kommunale Gesundheitsberichterstattung“ vorgestellt. „Mit einem solchen Bericht sollen Gesundheitsprobleme politikfähig gemacht werden“, kündigte die Senatorin an, sie will „in einen offenen Dialog mit der Bevölkerung über Gesundheitsfragen“ treten.

Umweltursachen von Allergien, Pseudokrupp, Krebsstatistik nach Stadtteilen, Brennpunkte von Unfall-Risiken, Luftverpestung durch RaucherInnen, giftige Böden von Sport- und Spielplätzen, Asbest in Schulgebäuden... die Themenliste könnte lang sein, für die ein zusammenfassender Bericht hilfreich wäre.

Allein, darüber liegen der Behörde keine statistischen Daten vor. Schon in zwei Monaten soll der erste Bericht da sein — da kann die Behörde nur Informationen präsentieren, die sie bisher schon gesammelt hat. Aber aus rechtlichen Gründen führt eine kommunale Behörde über Tbc- Fälle und Säuglingssterblichkeit Buch — was liegt näher als den Gesundheitszustand mit diesen Kennziffern zu beschreiben? Eine bundesweite Statistik zeigt: In Bremen liegt die Zahl der Neuerkrankungen an Tbc unter Berliner oder Hamburger Niveau, 1989 hatte Bremen die niedrigste Säuglingssterblichkeit aller Bundesländer. Besonderer Handlungsbedarf droht also nicht.

Die neue Gesundheitssenatorin benannte ein drittes Themengebiet, an dem sie erfahren will, „wie gesund Bremen ist“: Gesundheit und Verkehr. Das „gesundheitsgefährdende Element Individualverkehr“ soll thematisiert werden, Primarstufen-Kinder sollen dazu malen. „Gesundheitsverträglichkeits-Prüfung“ ist das neue Stichwort, „in der Vergangenheit kein mächtiges Wort“, räumt Johannes Spatz, zuständiger Abteilungsleiter der Gesundheitsbehörde, ein. Ob der PKW-Verkehr nun auch aus Gesundheitsgründen zurückgedrängt werden soll, ob Baulücken vermehrt für Rad- und Fußwege abseits der Abgas-Zonen genutzt werden sollen — dafür wird im „Pilotprojekt Kommunale Gesundheitsberichterstattung“ auch nichts zu erfahren sein, weil es dazu keine Daten in der Behörde gibt.

Aber die Gesundheitssenatorin ist ja erst drei Wochen im Amt. K.W.

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