: Fehlgeschlagener Mord
■ Klingbeil-Geschäftsführer sollte umgebracht werden
Berlin. Vor dem Landgericht begann gestern der Prozeß um einen fehlgeschlagenen Mordkomplott gegen den Geschäftsführer der Klingbeil-Gruppe, Klaus Groenke. Er sollte im November vergangenen Jahres von einem Killer erschossen werden. Hintergrund des fehlgeschlagenen Attentats ist der Streit um ein Grundstück im Villenviertel Wannsee. Ein 50jähriger Ex-Unternehmer steht jetzt wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht. Außerdem wird dem Mann Rauschgifthandel zur Last gelegt.
Der Angeklagte wollte sich zu Prozeßbeginn nicht äußern. Sein Anwalt verwies auf angebliche seelische Störungen. Der Mitangeklagte, ein aus der ehemaligen DDR stammender Musiker, legte hingegen ein umfassendes Geständnis ab. Der Mann, der nach eigenen Angaben von dem Hauptangeklagten beauftragt wurde, einen Killer ausfindig zu machen, hatte sich im Oktober aus »moralischen Gründen« an die Polizei gewandt. Dadurch war das Komplott aufgeflogen. Er muß sich jedoch wegen Beihilfe zum Drogenhandel verantworten. Vor Gericht sagte der 42jährige Musiker, der Schwager des Angeklagten habe das Grundstück 1987 gegen dessen Willen an die Groenke-Vermögensverwaltung für rund drei Millionen Mark verkauft. Nachdem der Wert des Grundstücks nach dem Fall der Mauer erheblich gestiegen sei, wollte er das Areal wiedererlangen. Der Hauptangeklagte habe sich durch Groenkes Tod größere Chancen versprochen, das Grundstück zurückzukaufen. Nach Angaben des Musikers habe er von dem Mitangeklagten 15.000 Mark als Bezahlung für den Killer sowie Polaroid-Fotos und Informationen über die Privatwohnung und den Geschäftssitz Groenkes erhalten.
Vor dem Mordkomplott soll der Ex-Kaufmann mehrfach versucht haben, das 5.000 Quadratmeter große Grundstück von Groenke zu erwerben. Ein Angebot Groenkes über rund sieben Millionen Mark habe er nach Aussage des Musikers jedoch als überteuert abgelehnt. Groenke soll am Montag als Zeuge vernommen werden. dpa
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