: Homo-TV im Dreijahresplan
■ Die „Rosa Nordschau“ aus Bremen plant ein Lesben- und Schwulen-TV
Bremen/Berlin (taz) — Lesbisch- schwules Fernsehen soll nicht allein den HauptstädterInnen vorbehalten sein. Ein Konzept für ein Homo-TV im norddeutschen Verbund, an dem sich neben Radio Bremen und dem NDR das schwule Berliner Fernsehen Andersrum, das RTL-Jugendmagazin elf 99, Homozentren und Medienwerkstätten beteiligen sollen, entwarf die Crew der Rosa Nordschau — eine Gruppe engagierter Lesben und Schwulen aus Bremen, die seit gut einem Jahr ein monatliches Videomagazin für die Hansestadt produziert.
„Unser Ziel ist ein Projekt, das als fester Programmanbieter für einen öffentlich-rechtlichen oder privaten Fernsehkanal auftritt“, erklärte Nordschau-Redakteur Andreas Gräf. Das Verbunds-TV, an dem sich neben den Städten Bremen und Berlin auch Rostock, Hamburg und Hannover mit Beiträgen abwechselnd beteiligen sollen, ist per Dreijahresplan konzipiert. Die Anschubfinanzierung will Gräf über Sponsoren, die Produktion von Werbespots und das Anzapfen von bundes- und EG-Töpfen sicherstellen.
Im jetzigen Stadium sind die Pläne der Rosa Nordschau allerdings ferne Zukunftsmusik. Da der Offene Kanal für Bremen und Bremerhaven noch immer nicht auf Sendung ging, kann das Homomagazin bislang nur über Videokassetten vertrieben und in Szenetreffpunkten gezeigt werden. Zudem mangelt es den BeitragsmacherInnen zwar nicht an Spaß und Ideen, sehr wohl aber am journalistischen Handwerkszeug. Ihr Augenmerk ist weniger auf die ZuschauerInnen als auf sich selbst gerichtet.
Während sich dieses Manko fast aller No-Bugdet-Medien im Laufe des learning by doing ausräumen läßt, kann die Rosa Nordschau schon jetzt auf Profi-Equipment zurückgreifen. Ein Abspielgerät konnte einem Pornokino abgeschwatzt werden, Mischpult und Kameras stammen aus ausgemusterten Beständen von Radio Bremen. Die Rentnerpartei „Die Grauen“ schenkte dem Rosa Nordschau-Team bereits Vertrauen und gab die Produktion eines Wahlkampfspots in Auftrag. mize
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