Gelungenes Schanzen und Gottschalken

■ „Showmaster“, Sonntag, 20.15Uhr, RTL plus

Wie behebt das Fernsehen seine Nachwuchssorgen? Es macht einfach eine Show draus. Je drei AnwärterInnen erproben sich in sportlichen Disziplinen wie Hecken (100-Meter-Schnellmoderation), Gottschalken (Schlagfertigwerden), Baldern (Zoteneinwurf), Schanzen (Kandidatendressur) oder Kulenkampffen (Sendezeit überziehen) und ringen um die Gunst von Jury und Publikum. Der Gewinner der Endauscheidung darf sich „Showmaster von morgen“ nennen und bekommt eine noch nicht genauer definierte eigene Sendung auf RTLplus.

Seien wir ehrlich, ganz so simpel waren die Aufgaben der Kandidaten nicht gestrickt. Ihnen wurde in puncto Schlagfertigkeit, Improvisationsvermögen und Showtalent schon einiges abverlangt. Ich wage zu bezweifeln, daß Zeremonienmeister Werner Schulze-Erdel, der Mann, der seinen zähen Charme in Kanister abfüllen und als Gleitcreme verkaufen könnte, seinen eigenen Wettstreit auch nur annähernd so souverän gemeistert hätte wie die drei Probanden. Aus drei unterschiedlich veranlagten Telnehmern einen Gewinner zu küren, war eine undankbare Aufgabe für die Jurymitglieder Lonny Kellner, Helmut Thoma und Rudi Carrell und noch undankbarer für die Bewerber selbst. Jede/r von ihnen brachte gewisse Talente mit, und wenn RTL- Boß Thoma der durchtriebene Bursche ist, für den ihn alle halten, hat er gleich mit allen Nachwuchskräften Verträge abgeschlossen, auch wenn seine Präferenzen eindeutig und mitunter etwas willkürlich der einzigen Teilnehmerin zufielen, die dank des eindeutigen Saalvotums letztlich auch gewann.

Die bereits bühnenerprobte Sängerin Sandy Ried dürfte in besseren Game- oder Qiuzshows eine gute Figur machen, während sich ihr Mitbewerber Karsten Itterbeck als komisches Unterhaltungstalent empfahl und Christian Galvez als der dritte im Bunde den Ansprüchen an einen souveränen Conferencier gediegener Abendunterhaltung noch am nächsten kam, sich aber mit dem zweiten Platz begnügen mußte.

Die abwechslungsreichen Darbietungen der KandidatInnen, ins Spiel einbezogene Stargäste und Balletteinlagen machen die Show zu einer recht gelungenen Unterhaltungssendung. In Showmaster stellen sich angehende oder semiprofessionelle Entertainer dar, die Erfahrung und einige Talente für das angestrebte Metier mitbringen. Bleibt nur die Frage, warum der gesichtsverrenkende dackeläugige Werner Schulze-Erdel mit der Moderation betraut wurde. Wo man doch im eigenen Hause mit Björn H. Schimpf über den Kuhlenkampff der Neuzeit verfügt, für den diese Sendung eine adäquate Aufgabe gewesen wäre... Herr Dittmeyer