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Verwirrung um Olympia-Finanzen

■ Wieviel kostet die Olympia-Bewerbung?/ Diskussion über die Senatsvorlage auf den 8. Mai vertagt

Berlin. Seit Wochen versucht das Berliner Abgeordnetenhaus eine Antwort auf die simple Frage zu finden: Was kostet die Berliner Olympia-Bewerbung? Gestern scheiterte erneut der Rechnungsprüfungsausschuß an dieser Aufgabe. Er vertagte sich auf den 8. Mai, weil die Abgeordneten der Regierungsparteien sich nicht in der Lage sahen, die kurzfristig eingegangene Kostenaufstellung der Verwaltung zu sichten und zu bewerten. Mit dieser Vorlage korrigierte die Senatsverwaltung einen erst im März erstellten Ausgabenplan von 129 Millionen Mark um elf Millionen Mark nach unten. Nach den neuen, den Abgeordneten erst am 27. April zugegangenen Unterlagen belaufen sich jetzt die Olympia- Bewerbungskosten für 1992 und 1993 auf 118 Millionen Mark. In dieser Summe sind die Kosten enthalten, die die einzelnen Senatsverwaltungen für Untersuchungen und Stellungnahmen ausgeben sowie die 45 Millionen Mark, die von der Olympia GmbH verausgabt werden.

Zusätzlich werden von den insgesamt 750 Millionen, die für die Olympia-Bauten am Jahn-Sportpark und an der Werner-Seelenbinder- Halle verplant sind, bis Ende 1993 142 Millionen verbaut werden.

Doch dürften das nicht alle Kosten sein, die auf das Konto der Olympia- Bewerbung zu verbuchen sind. So sind in den Senatsverwaltungen 16 hochdotierte Mitarbeiter ausschließlich mit Olympia-Fragen befaßt. Die Summe dieser Personalkosten beläuft sich auf 1,5 Millionen Mark im Jahr. Zuätzlich sind, laut Senatsvorlage, »Mitarbeiter im Rahmen ihrer normalen Zuständigkeit in nicht genau quantifizierbarem Anteil mit Olympia-Fragen befaßt«. Das Schreiben kommt zu der Einschätzung, daß »eine klare Trennung zwischen originären Olympia-Kosten und Aufwendungen, die auch ohne die Berliner Olympia-Bewerbung anfallen würden, vielfach nicht möglich« ist.

Die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen/Bündnis 90, Michaele Schreyer, mutmaßt denn auch, daß Etatposten doppelt und dreifach berechnet werden. Das ist ein Vorwurf, den der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Klaus Böger so nicht stehen lassen will. Seiner Ansicht nach müsse zwischen olympiaspezifischen Kosten und den Aufwendungen, die für die Stadt- und Verkehrsentwicklung ohnehin erforderlich sind, unterschieden werden. Die Parlamentarier wollen sich erneut am 8. Mai mit den Olympia- Finanzen befassen. Dr

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