: Noch mehr RTLplus
■ Privatsender plant zweites Fernsehprogramm
Köln (dpa/ap/epd) — Spätestens im September soll ein zweites Fernsehprogramm von RTLplus auf den Fernsehmarkt kommen. In Zeiten, wo sich die „Kirch-Programme wie Karnickel vermehren“, würden solche Überlegungen angestellt, erklärte RTLplus-Chef Helmut Thoma in Köln. Die endgültige Entscheidung über das Zweitprogramm werde der Sender innerhalb der nächsten Woche fällen.
Geplant sei ein „Vollprogramm“ mit Nachrichten und Eigenproduktionen. Der Filmanteil werde dabei höher sein als im bisherigen Programm von RTLplus. Sitz des zweiten Programms werde „höchstwahrscheinlich“ Köln sein, sagte Thoma. Die Anfangsinvestitionen von 200 bis 300 Millionen Mark würden voraussichtlich auch mit Hilfe neuer Partner aufgebracht werden. RTLplus 2 werde weitgehend über Kabelnetze empfangen werden können, eventuell auch über Astra-Satellitenkanal.
Was die Einschaltquoten betrifft, drängt der Privatsender in die erste Reihe. Thoma berichtete, sein Sender habe im März dieses Jahres in den Kabelhaushalten mit einem Marktanteil von 18,2 Prozent die großen Konkurrenten ARD (17,9 Prozent) und ZDF (15,6) auf die hinteren Plätze verwiesen. Bezogen auf alle Haushalte, muß sich der Privatsender allerdings noch mit Platz drei hinter den Öffentlich-Rechtlichen begnügen. Er steigerte seinen Marktanteil 1991 um ein Fünftel auf 14,3 Prozent; ARD und ZDF hatten dagegen 26,9 und 25,4 Prozent. Zur Zeit erreicht RTLplus 79 Prozent aller Haushalte in der Bundesrepublik.
Der Kölner Sender schreibt schwarze Zahlen: RTLplus erwirtschaftete 1991 einen Gewinn von über 50 Millionen Mark (1990: 40 Millionen). Auf dem Fernseh-Werbemarkt war RTLplus nach Angaben des Programmdirektors 1991 mit 29,3 Prozent Marktanteil „das größte Werbemedium vor allen privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern“.
Die Monopolisierung des Medienmarktes sei „das entscheidende Problem“ der nächsten Jahre. Scharf kritisierte Thoma die Münchner Kirch-Gruppe, die direkt und indirekt an vier TV-Programmen und am Springer-Verlag beteiligt sei. Der Einfluß der Kirch-Gruppe auf die Massenmedien komme einem „Anschlag auf das Grundgesetz“ gleich.
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