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Liebe Medienredaktion,

beim Durchschauen des TV-Programms habe ich folgendes entdeckt: Am Sonntag läuft (ausgerechnet) auf RTL plus um 1.15 Uhr David Cronenbergs Videodrome von 1982, der bisher beste Film des kanadischen Regisseurs („Naked Lunch“), den Andy Warhol korrekt als „Clockwork Orange“ der achtziger Jahre bezeichnet hat. Ein Film, der auf kongeniale Weise die Reflexion über das Medium (Fernsehen und Video) mit einer strikten Formvorgabe verbindet, und eben jenes Verständnis der Formvorgabe bildet die Voraussetzung für das Verständnis des Film überhaupt. Ich habe diesen Film öfters gesehen als meine eigene Mutter. „Videodrome“ (mit Deborra Harry und James Woods) ist eine einzige Halluzination, deren Hermetik suggeriert, sie wäre keine Halluzination, sondern Realität („Somnamboulevard“).

Der Film ist dabei unendlich humorvoll; es gibt da z.B. eine „Kathodenstrahl Mission“, in der Clochards statt einer warmen Suppe TV-Bilder serviert bekommen, denn in der Welt von „Videodrome“ ist „Fernsehen zu einer Sphäre des menschlichen Bewußtseins geworden“. Es geht um einen kleinen Kabelsender, der sich mit „Softcore Pornos und Hardcore Gewalt“ leidlich über Wasser hält. Als Max, der Besitzer, eines Tages einen Snuff-Sender im Ghetto des Wellensalats aufspürt, glaubt er, damit (mit realer statt fiktiver Gewalt) den Durchbruch zu erzielen. Ein Feuerwerk köstlicher Sprüche nach dem Motto: „Hast Du halluziniert?“ — „Nein, hätte ich müssen?“ Und, und, und!

In Anbetracht der Besonderheit und der Themenspezifität (sowie der Tatsache, daß Scorsese den Film mag und Greenaway nicht) wäre eine LANGE Vorbesprechung angesagt.Mit medialen Grüßen:

Manfred aus Frankfurt Foto: RTL plus

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