: Tarifparteien geraten in Bewegung
■ Öffentliche Arbeitgeber wollen verbessertes Angebot vorlegen/ ÖTV-Chefin Wulf-Mathies bringt geringere Gehaltserhöhung für Besserverdienende ins Gespräch/ IG Metall droht mit Urabstimmung
Bonn (dpa/afp/taz) — Am Tag des bisher schärfsten Streik ist Bewegung in die Tariffront gekommen. Die öffentlichen Arbeitgeber sind bereit, noch in dieser Woche ein verbessertes Angebot vorzulegen. In einer am Montag in Bonn veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite — Bundesinnenminister Rudolf Seiters, Finanzministerin Heide Simonis und Oberstadtdirektor Dr. Richard Klein (Duisburg) — heißt es, die Arbeitgeber seien bereit, „die Verhandlungen wieder aufzunehmen und am Verhandlungstisch einen gegenüber dem bisherigen Arbeitgeberangebot verbesserten Vorschlag vorzulegen, gerade auch mit Blick auf die unteren Einkommensgruppen“. Sie erwarteten, daß auch die Gewerkschaften in die Gespräche mit der erforderlichen Verhandlungs- und Kompromißbereitschaft hineingehen. Über einen Verhandlungstermin in dieser Woche wollten sie „mit den Gewerkschaften eine Verständigung“ herbeiführen.
Gleichzeitig signalisierte auch die ÖTV-Chefin Wulf-Mathies Verhandlungsbereitschaft. Sie brachte eine geringere Einkommenserhöhung für Besserverdienende in die Diskussion. „Wir können uns gut vorstellen, daß die Einkommenserhöhung nach oben begrenzt wird“, sagte die ÖTV-Chefin. Sie sprach von einem „Kappungsbetrag“. DM- Beträge, ab denen die lineare Lohn- und Gehaltserhöhung „abgekappt“ werden soll, nannte sie nicht. Die Verhandlungsführerin der Länder, die schleswig-holsteinische Finanzministerin Heide Simonis (SPD), hatte im Rahmen der Tarifverhandlungen mehrmals erklärt, daß sie „unglücklich“ darüber sei, daß sie bei der jetzigen Tarifrunde „wesentlich mehr ausbezahlt bekomme“ als ein Busfahrer.
Die Warnstreiks der IG Metall, an denen sich in der vergangenen Woche über 200.000 Arbeitnehmer beteiligt hatten, liefen am Montag auf Sparflamme: Nach Angaben der Metallgewewerkschaft legten am Montag nur rund 2.000 Metaller in Hessen und Rheinland-Pfalz vorübergehend die Arbeit nieder. Eine Aussperrung als Reaktion auf die Warnstreiks der IG Metall hat der Verband der Metallindustriellen Niedersachsens am Montag in Hannover nicht ausgeschlossen.
In der Druckindustrie haben die Arbeitgeber am Montag ein erstes Angebot in Höhe von 3,3 Prozent vorgelegt. Die IG Medien sprach von einem nicht verhandlungsfähigen Angebot. Sie verlangt 11 Prozent Einkommenssteigerung für die 220.000 Beschäftigten in der deutschen Druckindustrie. Der Tarifkommission der Gewerkschaft soll deshalb empfohlen werden, am Dienstag in Stuttgart das Scheitern der Verhandlungen zu erklären, sagte der stellvertretende IG-Medien-Vorsitzende Detlef Hensche. Er kündigte Warnstreiks an.
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