: Probleme mit Müll ab nächster Woche
■ Gesundheitsverwaltung: Noch keine Seuchengefahr/ Morgen auch Streik in der Müllverbrennungsanlage
Berlin. Nach drei Tagen Streik der Berliner Stadtreinigung drohen die Hausmülltonnen überzuquellen. Bereits seit Freitag vergangener Woche werden Straßen nicht mehr gesäubert und öffentliche Ascheimer nicht mehr geleert. Sollten die Gespräche zwischen ÖTV und den Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes am heutigen Abend zu keinem Kompromiß führen, werden die Stadtreinigungsbetriebe ihren Streik auf die beiden Betriebshöfe und die Müllverbrennungsanlage Ruhleben ausweiten, so daß im Westteil der Stadt nicht nur kein Müll abgeholt, sondern auch nirgends mehr angenommen wird. Der Streik der Müllmänner hinterläßt Spuren am deutlichsten auf den Geschäftsstraßen. Über die überfüllten Container sowie verschmutzten Fußwege am Ku'damm habe es massive Beschwerden seitens Geschäftstreibender und Kunden gegeben, berichtet Peter Hosemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft-City, in der sich die Geschäftsleute des Ku'damms zusammengeschlossen haben.
Gestern um drei Uhr früh ließ die AG-City die Einkaufsmeile privat säubern — Reinigungskosten etwa 10.000 bis 15.000 Mark. Sollte der Streik andauern, werden die privaten Besen alle zwei Tage geschwungen. Einkaufsstraßen wie die Joachimsthaler Straße, die Kantstraße, die Potsdamer Straße oder das Kottbusser Tor waren gestern dagegen deutlich von den Folgen des Arbeitskampfes gezeichnet. Mülleimer quollen über, Gehsteige und Bushaltestellen waren mit zerlesenen Zeitungen, zerquetschten Getränkedosen und klebrigen Pommes frites übersät. Am schmutzigsten aber war es gestern am Bahnhof Zoo. Im Eingangsbereich sah es aus wie auf den Zuschauerrängen eines Fußballstadions nach einem Spiel. Die Händler von Wochenmärkten müssen ihre Abfälle seit Freitag selbst entsorgen und ihren Platz nach dem Verlassen fegen. So auch gestern auf dem Markt am Maybachufer.
Obst- und Gemüsehändler Osman Etoglu befürchtet ab morgen Entsorgungsprobleme, sollte die BSR die Abfälle nicht mehr annehmen. Die Experten der Gesundheitsverwaltung rechnen mit ernsten Problemen frühestens ab der kommenden Woche. Gisela Klages, Sprecherin der Verwaltung, kündigte an, daß die Bundeswehr die Hauptstadt gegen den Feind »Müll« verteidigen wird, sobald Seuchengefahr drohe. Dirk Wildt
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