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Karry-Mord ein Betriebsunfall?

Frankfurt/Main (taz) — Elf Jahre nach der bislang unaufgeklärten Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry (FDP) am 11. Mai 1981 präsentiert eine südhessische Provinzpostille eine neue Version über mögliche Täter und Motive: Der 'Maintal Tagesanzeiger‘ will nach mehrjähriger Recherche die Mörder Karrys im damaligen „unorganisierten Frankfurter Kaputtmilieu“ ausgemacht haben. Karry ist demnach Opfer einer vierköpfigen Gruppe geworden, die mit ihrer „Spontanidee“ den „politischen Kampf wiederbeleben“ wollte. Als sogenannten Rädelsführer der Gruppe will das Blatt in dem unter Pseudonym veröffentlichten Bericht den 41jährigen Wolfgang Werner Grams ausgemacht haben. Grams wird von den Sicherheitsbehörden heute als Mitglied der RAF gesucht. Zwei weitere Personen lebten heute im Ashram bei Puna, eine Frau sei gänzlich untergetaucht. Karrys Ermordung sei lediglich ein Betriebsunfall gewesen: Ursprünglich hätte der Politiker mit gezielten Beinschüssen nur einen Denkzettel erhalten sollen.

Karry war am frühen Morgen des 11. Mai 1981 durch ein offenes Schlafzimmer-Fenster in seinem Haus in Frankfurt-Seckbach erschossen worden. Knapp drei Wochen nach dem Anschlag hatten sich in einem Selbstbezichtigungsschreiben „Revolutionäre Zellen“ zu der Tat bekannt. Von Anfang an gab es jedoch Zweifel an der Echtheit des Schreibens. Die Ermittlungen in der Sache Karry wurden nach fünf Jahren ergebnislos eingestellt. Die Spekulationen um die Motive des Mordanschlages reichten von der angeblichen Verstrickung des damaligen FDP-Schatzmeisters in Waffengeschäfte mit arabischen Staaten über die Verantwortung für den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens bis zu Familienstreitigkeiten. „Christian Thor“, so das Pseudonym des Journalisten, stützt seine Theorie auf die Herkunft der Tatwaffe. Die auffällig große Pistole des Typs „High Standard MFG“ war 1970 zusammen mit weiteren 16 Waffen aus einer US- Militärkaserne in Butzbach gestohlen worden. Eine Stellungnahme der Sicherheitsbehörden war am Wochenende nicht zu erhalten.

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