: Ekelerregender Egoismus-betr.: "Rio' schon gescheitert - das Wasser steigt" und "Öko-Terrorist George Bush von Manfred Kriener, taz vom 9.5.92
betr.: „,Rio‘ schon gescheitert — das Wasser steigt“ (Tagesthema Seite 3), „Öko-Terrorist Georg Bush“ von Manfred Kriener (Seite 12), taz vom 9.5.92
Nun also wird die zukünftige Rolle der Ordnungsmacht, der übriggebliebenen Supermacht USA ganz deutlich. Unter dem übermäßigen Energieverbrauch soll die ganze Welt leiden, weil die Großmacht keinen Eingriff in die nationale Souveränität, das heißt in die Wirtschaftsinteressen der nationalen Konzerne dulden kann. Soll der Rest der Welt doch sehen, wo er bleibt: unterm Meeresspiegel, in der Wüste oder in der Hölle der Klimakatastrophe.
Gleichzeitig werden die Drogenprobleme der USA in den armen Ländern zu Lasten der armen Länder gelöst: Sie werden gezwungen, einen Teil ihrer knappen Ressourcen zur Unterbindung des Drogenhandels einzusetzen; ihre Souveränität wird mit Füßen getreten, indem der Staatschef in einem Terrorunternehmen mit Hunderten von Toten gekidnapt wird; und vielen armen Bauern wird die Existenzgrundlage zerstört, ohne daß möglicher Ersatz geboten wird.
Gleichzeitig wird der big stick nicht mehr nur im mittelamerikanischen Hinterhof, sondern weltweit gegen tatsächliche und vermeintliche Bösewichter geschwungen, die man teils vorher gehätschelt hat, weil man sie gegen andere Bösewichter glaubte brauchen zu müssen (Syrien, Iran, Irak, Libyen etc.). Die Probleme sind dadurch nirgends geringer geworden.
Gleichzeitig werden über die Weltbank ganze soziale Sicherungssysteme und Volkswirtschaften plattgewalzt, nachdem durch die hemmungslose Kreditfinanzierung unter Reagan überhaupt erst die Schuldenkrise der Dritten Welt produziert worden ist.
Hinter diesem ekelerregenden Egoismus der Führungsmacht verkriechen sich die anderen reichen Länder und nennen's „partner in leadership.“ Es ist so bequem, die eigenen Probleme auf Kosten anderer zu lösen und die der anderen auf deren Kosten zu verewigen. Ernst Thienken, Bremen
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