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Wer einmal aus dem Blechnapf frißt

■ Heute: Der „New York Street Theatre Caravan“

I love New York steht auf vielen Bühnenrequisiten - auf Pappbechern und auf Abfalleimern. Aber New York liebt seine Menschen nicht, jedenfalls nicht alle. Unter Eisenbahnbrücken und in öffentlichen Waschräumen hausen Menschen, die jeden sozialen Halt verloren haben. Viele Frauen sind es, Einwanderinnen aus Südamerika, Drogenabhängige oder auch „ganz normale“ Frauen, die durch den Verlust von Job und Wohnung in die Obdachlosigkeit gezwungen wurden.

Dieses alltägliche Elend beschreibt die Theatergruppe New York Street Theatre Caravan, die jetzt am Leibnizplatz gastiert, in ihrem Stück „Blues in Rags“. Seit vier Jahren spielen Marcia Donalds, Jennifer Johnson und Melba LaRose ihre szenische Bilderfolge um drei Frauen, denen die Bedrohung durch die Männer gemeinsam ist. Deren Gewalt ist allgegenwärtig, auch wenn sie in persona gar nicht vorkommen.

Sassy, die Eisverkäuferin, wird schwanger, verliert ihre Arbeit und hat nicht das Geld für eine Abtreibung. Diosa aus El Salvador verdingt sich in einem Strip- Club, um Geld aufzutreiben. Die „Bag-Woman“ Lil wühlt sich auf der Suche nach Eßbarem durch die Abfälle der Reichen.

In bedrückenden Szenen führen die drei Frauen den Überlebenskampf um ein wenig Privatsphäre, eine Waschmöglichkeit oder ein Brotende vor. Zerlumpt und geschlagen trotzen sie ihrem Schicksal, aber eine Hoffnung gibt es nicht. „Blues in Rags“ ist kein Tränendrüsen-Theater, auch wenn so mancher Lacher im Hals stecken bleibt. Bluesige Musik, Tanz, Gesang und die sparsam verwendeten englischen Texte bilden eine kompakte und fesselnde Einheit. Zwei Stunden lang. Jürgen Francke

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