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Ankes rührselige Tränen

■ Tennisstar Anke Huber verlor gegen Sandra Cecchini

Berlin. Das Debakel begann mit einem Fauxpas. Bei der Begrüßung der Spielerinnen auf dem Centre Court wünschte der Sprecher lauthals im Namen aller Anwesenden, daß Anke Huber doch gewinnen möge, erhoffe man sich doch bei den 85. Internationalen Damen- Tennismeisterschaften nichts sehnlicher als das Traumfinale Graf — Huber. Peinlich berührt ob dieses patriotischen Ausbruchs rutschten alle Anwesenden auf ihren Sitzschalen hin und her. Einige bemerkten aufsässig, daß ein Finale Graf — Capriati wohl spannender sein dürfte.

Einzig Sandra Cecchini, die italienische Zweitrundengegnerin von Anke Huber, ließ sich von dieser provinziellen Ungastlichkeit wenig beeindrucken. Zwar gab sie den ersten Satz 6:1 ab, gewann aber gegen die plötzlich von einer mentalen Schwäche heimgesuchte Huber die beiden folgenden mit 6:2 und 6:0 (siehe Sport-Seite 13). So unerwartet aus dem Turnier geworfen, hastete Anke Huber wie ein Blitz in die Umkleidekabine und heulte erst mal kräftig. Nicht einmal ihr vätericher Trainer Boris Breskvar konnte die 17jährige trösten.

Doch selbst Jenny, die amerikanischste aller amerikanischen Teenager, konnte Anke Huber nicht recht erfreuen. Während die US-Girls nach jedem Punktgewinn herzerfrischend rumalberten, schlug Anke immer noch untröstlich die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht einmal auf der abendlichen Players Party auf dem Dachgarten des Interconti ließ sich die sonst äußerst lebenslustige Heidelbergerin blicken. Ihr Trainer Boris Breskvar kam alleine — gesenkten Kopfes und mit Trauermiene. miß

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