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IN PARIS WIRD HUNDEDRECK TEUER

Duftende Tretminen

Paris (ap/taz) — Seit gestern werden die Hundebesitzer in Paris zur Kasse gebeten, wenn ihre vierbeinigen Lieblinge ein Häufchen aufs Pflaster pflanzen. Ihnen droht ein Bußgeld zwischen 600 und 1.300 Franc (180 bis 390 Mark). Auf diese Weise will die Stadtverwaltung mit den rund 10.000 Kilogramm Hundedreck aufräumen, die jeden Tag auf den Gehsteigen der Millionenstadt liegenbleiben. 50 Beamte in Zivil sollen das Verbot überwachen und das Geld eintreiben.

Der Hundedreck ist in Paris — wo 200.000 Hunde und damit fast einer auf jeweils zehn Einwohner gezählt werden — zu einer immer schlimmeren Plage geworden. Jedes Jahr landen etwa 600 Menschen im Krankenhaus, für die die stinkenden Häufchen zur Unfallursache wurden, wie die Behörden mitteilten. Besonders Touristen beklagten sich über die wachsenden Kotberge. Die Stadtverwaltung hat zwar für 42 Millionen Franc spezielle Reinigungsmaschinen angeschafft, doch bewältigen sie allenfalls 40 Prozent des Übels. Auch Appelle an den Bürgersinn und andere Aktionen haben die Erwartungen nicht erfüllt.

Die Einführung des Bußgeldes wurde nun intensiv vorbereitet. So wurden in Schulen Comic-Hefte verteilt, in denen der neue Beitrag zur Sauberhaltung der Stadt launig beschrieben wird, über 10.000 Plakate trugen ebenfalls zur Aufklärung bei. Die Stadtverwaltung fühlte sich von einer großen Mehrheit unterstützt. Denn bei einer Umfrage Anfang des Jahres sprachen sich acht von zehn Einwohnern der französischen Hauptstadt und immerhin sechs von zehn Hundebesitzern für das Bußgeld aus. Bedenken wegen dessen Höhe wurden mit dem Hinweis zurückgewiesen, in London, Rom, New York oder auch in Genf komme der Hundedreck die Hundebesitzer noch teurer zu stehen. Nur deutsche Städte werden weiterhin gratis bekotet.

Eine eher unbekannte Größe bei der Sache ist die Reaktion der Betroffenen. Ein Polizist auf den Champs Elysées: „Die Leute werden ganz sicher dagegen ankämpfen. Franzosen geben sich nie zufrieden, sie haben immer etwas zu meckern. Es wird ernste Probleme geben, und ich rechne damit, daß wir gerufen werden, um einzugreifen.“

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