Positive Bilanzen nach Methadonstart

■ Weniger Todesfälle, mehr Therapiebereitschaft / Keine Ausweitung

Eine positive Zwischenbilanz der Göttinger Methadonstudie hat ihr Leiter, Professor Wolfgang Poser, gezogen. „Wir haben Heroin-Abhängige erreichen können, die bisher auf keine Therapieform ansprachen“, schilderte Poser am Freitag vor Journalisten in Hannover. Von den Heroinabhängigen, die Methadon bekämen, würden im Vergleich zu anderen weniger sterben. Außerdem habe es nicht die befürchteten schweren psychosomatischen Behinderungen durch die Methadoneinnahme gegeben.

Der Wissenschaftler empfiehlt eine von Kassenärzten beaufsichtigte Methadonvergabe in Verbindung mit einem breiten Therapieangebot. An dem auf fünf Jahre angelegten Methadonprojekt nehmen zur Zeit 20 Abhängige teil. Die Abhängigen restaurieren zum Beispiel während des Therapieprogramms Möbel. Das Projekt wird vom Land mit 450.000 Mark pro Jahr finanziell unterstützt.

Poser zufolge kommen zehn bis 15 Prozent der Heroinabhängigen für eine methadonbegleitete Therapie in Frage. Die meisten Junkies“ seien noch von anderen Suchtstoffen — wie Alkohol — abhängig. Bei ihnen schlage der nur bei Heroinentzug wirksame Ersatzstoff nicht an.

Am niedersächsischen Methadonprogramm — das nichts mit der Göttinger Studie zu tun hat — nehmen nach Angaben des Drogenbeauftragten der Landesregierung, Lothar Rimpl, 20 Abhängige teil. Das Programm sei insgesamt auf 200 Personen beschränkt. Eine von Sozialminister Walter Hiller (SPD) schon seit längerem angestrebte Ausweitung der Methadonvergabe sei bislang an der Haltung der Krankenkassen gescheitert, die eine viel eingeschränktere Vergabe des Ersatzstoffes vertreten. Außerhalb dieses Programms bekommen Süchtige Methadon, wenn sie bestimmte medizinische Voraussetzungen, wie Aids-Erkrankungen im fortgeschrittenen Stadium oder andere schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, aufweisen.

Die Situation in der Drogenszene ist nach Angaben des Sozialministeriums weiterhin alarmierend. Die Zahl der Süchtigen steige weiter. Mit einer weiteren Zunahme der Drogentoten sei zu rechnen. Derzeit gibt es in Niedersachsen rund 9 000 Abhängige illegaler Drogen. dpa