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PRESS-SCHLAGLaut, aber blöd

■ Béla Rehty — der Macho und der Frauenfußball

Schon am Tonfall wurde es klar: Das ZDF hatten Béla Rehty gezwungen, das Frauenpokalfinale zu kommentieren. Eine Demütigung sondergleichen! Diese Dreingabe zum Männerfinale, dieser mickrige Versuch der Gleichmacherei, dieses, sagen wir es Rehty- artig, Ärgernis.

So erklärte uns der hörbar gequälte Mann mit dem Frauennamen erstmal, daß Frauenfußball ein völlig anderes Spiel sei. Nehmen wir das Geld: Die arme Holländerin etwa, die „sich in Siegen ein paar Mark verdient.“ Dafür machts vielleicht ja Spaß, und schaut bloß, „da ist ja mal wieder ein Schuß in Richtung Tor! Aber die gute Frau Stumpf ist kaum zu überwinden, eine große und kräftige Frau“. Leider flößte dieser Anblick dem guten Herrn Rehty keinen Respekt ein. Er, der Prototyp des 08/15-Durchschnittsmannes, mußte leiden. „Eine Werbung für den Frauenfußball sollte es sein, (seufzt), vielleicht wird's ja noch was.“ Aber wahrscheinlch geht's nur so lahm, weil „der holden Weiblichkeit da unten die Kräfte fehlen“. Vermutungen, die er „uns prima erzählen kann, der Ball ist ja dauernd draußen.“ So gilt die aufkommende Stimmung im Stadion nicht dem Spiel, „die machen sich bloß warm fürs Männerfinale. Vielleicht hilft ja der Applaus, damit die Damen aufwachen.“ Doch das war dann auch nicht recht. „Rauhe Sitten“, bemäkelt Rehty ein Foul der „wie soll man sagen, Manndeckerin“. Das einzig Gute war, daß einige dieser Geschöpfe unten auf dem Rasen fußballspielende Brüder hatten, über die Rehty was wußte. Schnell wurde der FSV Frankfurt zur Eintracht (das hören die Damen gar nicht gern), und gönnerhaft erklärte Béla den TSV Siegen zum „Bayern München des Frauenfußballs“. Zu weit ging ihm, daß sich eine Spielerin zum „Littbarski“ kürte. „Lassen wir das mal so stehen“, mißbilligte er. Und hob zum Schlußurteil an: „Hübsch, aber wirkungslos.“ Bleibt uns nur eine Entgegnung: Laut, aber blöd. Und: Der Ball ist rund und der Kopf hohl. miß

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