Groll gegen Diepgen

■ Wilmersdorfer CDU-Kreisverband fordert Sonderparteitag

Berlin. Noch am Dienstag verkündete der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, daß es aufgrund des Wahlergebnisses vom Sonntag keine Veränderung der Prioritäten der Politik geben werde. Doch hat er da womöglich die Rechnung ohne seine eigene Partei gemacht, denn in der CDU drängen einige auf Veränderungen. Der Unmut über die Wahlniederlage macht sich in den Kreisverbänden insbesondere am Regierenden Bürgermeister fest. Der Abgeordnete Jürgen Adler hat den Eindruck, daß Diepgen nicht entscheide und die Probleme wegdrücke. »Der denkt«, so Adler, »vier Wochen ärgern sich die Leute, und dann geht's weiter wie bisher.« Der Wilmersdorfer Kreisverband fordert jetzt einstimmig die Einberufung eines Sonderparteitages. Auf diesem sollen die Wahlergebnisse analysiert werden. Eine Schlußfolgerung könnte in der Trennung der Ämter des Regierenden und des Parteivorsitzenden liegen, die Diepgen bislang noch beide innehat. Für Adler ist das ein Grund für das schlechte Abschneiden der CDU bei der Bezirkswahl. Ähnlich hatte sich am Sonntag bereits Heinrich Lummer geäußert. Bereits auf dem ordentlichen Parteitag im letzten November war die Forderung nach Ämtertrennung erhoben worden. Damals hatte sich noch die Mehrheit der Delegierten hinter Diepgen gestellt. Noch am Montag wollte Diepgen von solchen Überlegungen nichts wissen. Seine Position als Parteivorsitzender stehe zur Zeit nicht zur Debatte. Doch werden bereits Namen für die Nachfolge gehandelt, unter ihnen auch der ehemalige Verteidigungsminister Rupert Scholz. Außer den Wilmersdorfern müssen noch drei weitere Kreisverbände einen Sonderparteitag fordern, erst dann wird er einberufen. dr