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Wieder deutsche Waffen für die Türkei

■ Bonner Staatssekretär Kastrup verhandelt in Ankara/ Schwere Angriffe der türkischen Armee auf Kurden

Bonn/Ankara (afp/dpa) — Dieter Kastrup, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, führt in Ankara Gespräche über die Umstände einer Wiederaufnahme der Rüstungslieferungen an die Türkei. So suchen Bonn und Ankara nach einer Verbesserung ihres abgekühlten Verhältnisses. Aus Protest gegen Verletzungen der Menschenrechte hatte der Bundestag 1991 Panzerlieferungen für die Türkei gesperrt. Als bekannt wurde, daß die Panzer trotzdem geliefert worden waren, mußte Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) zurücktreten.

Eine Verständigung auf hoher Ebene zwischen Bonn und Ankara soll sicherstellen, daß keine Teile deutscher Waffenlieferungen mehr im Kampf gegen kurdische Rebellen eingesetzt werden. Diplomaten in Bonn rechnen mit einem baldigen Türkeibesuch von Bundesaußenminister Klaus Kinkel. Bundeskanzler Helmut Kohl wird später in diesem Jahr in der Türkei erwartet.

Unter Einsatz von Kampfflugzeugen und Hubschraubern hat unterdessen die türkische Armee ihre massiven Militäreinsätze gegen die kurdischen Rebellen fortgesetzt. Die halbamtliche Nachrichtenagentur 'Anatolien‘ veröffentlichte am Mittwoch eine erste Bilanz der Kämpfe. Danach sind fünfzehn Soldaten gestorben. Auch auf Seiten der Kurden habe es „schwere Verluste“ gegeben. Am Dienstag abend war von gut unterrichteter Seite gemeldet worden, bei Angriffen der türkischen Armee auf kurdische Stellungen seien mindestens hundert Kurden getötet worden. Mit dieser Großoperation reagierte das Militär offenbar auf Angriffe kurdischer Rebellen gegen den Grenzposten in Uzumlu. Am 15.Mai hatten kurdische Rebellen zwei Grenzposten in Uludere im Bezirk Sirnak angegriffen. Bei einer Vergeltungsaktion der türkischen Armee waren daraufhin nach der Bilanz der Präfektur von Diyarbakir 63 Menschen getötet worden, unter ihnen 27 Angehörige der türkischen Einheiten.

Der türkische Innenminister Ismet Sezgin kündigte am Mittwoch an, die massiven Luft- und Bodenangriffe würden fortgesetzt. Auf konkrete Angaben über Verluste auf Seiten der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) wollte er sich nicht festlegen.

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