Monicas Regenzauber

■ Monica Seles und Steffi Graf erreichten das Viertelfinale der French Open/ Carl-Uwe Steeb ausgeschieden

Paris (dpa) — Das ansonsten obligatorische Kichern bei jeder Antwort war ihr vergangen. Monica Seles steckte der Schreck noch mächtig in den Gliedern, als sie ungewohnt kleinlaut nach einer Erklärung für den eben erlebten Zwergenaufstand der Japanerin Akiko Kijimuta suchte. „Vielleicht war es der Regen, vielleicht war es nur Glück. Ich weiß nicht, warum sich das Blatt noch zu meinen Gunsten gewendet hat“, rätselte die 18jährige Jugoslawin, nachdem sie im strömenden Regen mit einem 6:1, 3:6, 6:4-Sieg ins Viertelfinale der French Open eingezogen war.

Wenige Stunden nachdem der französische Tennisverband beschlossen hatte, Seles trotz der UNO-Sanktionen gegen Jugoslawien bei den French Open weiterhin teilnehmen zu lassen, hätte sich die Diskussion beinahe auf sportliche Art erledigt. Denn die 24jährige Akiko Kijimuta, die in diesem Jahr bei zehn von zwölf Turnieren in der ersten Runde ausgeschieden war, spielte berauschendes Tennis.

Doch dann brachte sich die Weltranglisten-150. selbst um den Lohn ihrer Arbeit, als sie bei einer 4:1-Führung im dritten Satz völlig die Nerven verlor. „Beim Seitenwechsel ist mir bewußt geworden, daß ich kurz vor dem Sieg stehe. Und dann bin ich auf einmal total nervös geworden“, erzählte sie tieftraurig. Monica Seles glich zum 4:4 aus und nutzte dann ihren Star-Bonus. Als es begann, immer stärker zu regnen, wurden Kijimutas berechtigte Bitten um eine Unterbrechung von Schiedsrichter Perrot nicht erfüllt, weil Monica Seles den Platz nicht verlassen wollte. „Der Regen kam zu einer Zeit, als ich mich wieder gut fühlte. Deshalb wollte ich unbedingt weiterspielen“, sagte die Titelverteidigerin.

Zuvor hatte Steffi Graf mit einer Klasse-Leistung ihre Angst vor Jana Novotna verscheucht und als einzige deutsche Frau das Viertelfinale erreicht. Sie deklassierte die Weltranglisten-Elfte aus der CSFR vor 16.500 Zuschauern in einem 1:24 Stunden dauernden Sturmlauf mit 6:1, 6:4. In der Runde der letzten Acht trifft die 22jährige Weltranglisten-Zweite auf Natalia Zwerewa aus der Ukraine, die den Siegeszug der Münchnerin Sabine Hack mit einem ungefährdeten 6:3, 6:3 stoppte.

Chancenlos war Carl-Uwe Steeb im Achtelfinale gegen den Weltranglisten-Dritten Pete Sampras (USA). Der Stuttgarter unterlag mit 4:6, 3:6, 2:6.

Frauen: Conchita Martinez (Spanien) - Leila Meschki (Georgien) 6:4, 7:5; Jennifer Capriati (USA) - Mary Pierce (Frankreich) 6:4, 6:3; Steffi Graf (Brühl) - Jana Novotna (CSFR) 6:1, 6:4; Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) - Kimiko Date (Japan) 6:1, 6:2; Monica Seles (Jugoslawien) - Akiko Kijimuta (Japan) 6:1, 3:6, 6:4; Manon Bollegraf (Niederlande) - Nathalie Tauziat (Frankreich) 6:4, 1:6, 6:2

Achtelfinale, Männer: Pete Sampras (USA) - Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) 6:4, 6:3, 6:2; Jim Courier (USA) - Andrej Medwedew (GUS) 6:1, 6:4, 6:2; Andre Agassi (USA) - Emilio Sanchez (Spanien) 6:1, 6:3, 7:5