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Volksuni: Proteste gegen Mechtersheimer

■ FU-Asta verlangt von der Volksuni, den Friedensforscher auszuladen/ Vorwurf: Rechter Ideologe/ Organisatoren: »Linke Ausgrenzung«

Berlin. Der diesjährigen »Volksuni« droht ein handfester Eklat. Wie einer der Organisatoren, Jan Rehmann, gestern erklärte, sei mit Aktionen gegen den Vortrag des Friedensforschers Alfred Mechtersheimer zu rechnen. Hintergrund ist ein offener Brief der »Antifa-Kontaktstelle« des Asta der FU-Berlin, in der gegen die Teilnahme von Mechtersheimer protestiert wird. Darin wird Mechtersheimer als Vertreter »rechtsextremer und reaktionärster Ideologien« bezeichnet. Am Samstag will Mechtersheimer, der Anfang der Achtziger aus der CSU ausgeschlossen und später als parteiloser Abgeordneter für die Grünen im Bundestag saß, zum Thema »Kanonenbootpolitik oder Nationalpazifismus« sprechen. Der Asta wirft den Organisatoren vor, ihm damit ein »Forum zur Verbreitung seiner rechtslastigen Weltsicht« zu geben.

Die links-alternative Volksuni findet traditionell seit dreizehn Jahren über Pfingsten in Berlin statt. Ihr Gründer, der Westberliner Philosophieprofessor und Marxist Wolfgang F. Haug, verwahrte sich gestern gegen die Forderung des Asta, Mechtersheimer auszuladen und sich von ihm öffentlich zu distanzieren. Die Volksuni sei »ein Forum, auf dem kontrovers« diskutiert werde. Er halte nichts davon, »strikte Hygienevorstellungen für bestimmte Ideen durchzusetzen«. Er sehe keinen Grund, »Neuauflagen von Zensur« zu machen.

Rehmann erklärte, die in der Vergangenheit praktizierte »linke Tradition der Ausgrenzungsmentalität« sei gescheitert. Kriterien für eine Ausladung seien ausländerfeindliche und militaristische Positionen. »Die haben wir in den Texten von Mechtersheimer aber nicht gefunden«, so Rehmann weiter. Der Versuch Mechtersheimers, das »Nationale pazifistisch zu besetzen«, sei »für sich genommen« nicht »rechtsradikal«.

In dem Brief des Asta, der sich weitgehend auf einen Artikel im 'Neuen Deutschland‘ von Mitte Mai bezieht, wird Mechtersheimer bezichtigt, »rege Kontakte« zu rechtsextremistischen Kreisen um die Reps und der rechtsextremen Intellektuellenzeitung 'Junge Freiheit‘ (JF) zu pflegen. Zudem heißt es, er habe die Grünen und die Friedensbewegung vor Jahren »erfolgreich unterwandert«, um dort »ökologisch-links getarnte neurechte Positionen zu verbreiten«.

Tatsächlich hatte Mechtersheimer die Monatszeitung 'JF‘ im Mai letzten Jahres in einem Brief an die Redaktion als »eine interessante Lektüre« bezeichnet. Für eine »neue deutsche Perspektive«, bei der »nationale Größe« mit der »Bewahrung der Schöpfung« und »nichtmilitärischen Konfliktregelungen« einhergehe, wünsche er der 'JF‘ »eine positive Entwicklung«.

Mechtersheimer, der ein eigenes Friedensinstitut bei München leitet, bezeichnete die Vorwürfe gestern als »absurd«. Seine Vorstellung eines »pazifistisch strukturierten Nationalstaats« seien genau das Gegenteil von Rechtsradikalismus. Als Beleg führte er an, daß seine Artikel von »links bis rechts« publiziert würden. Er kündigte an, auf jeden Fall nach Berlin zu kommen. Severin Weiland

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