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PVC kann verboten werden

■ Hearing des Umweltsenators sammelte Argumente gegen das Bauen mit PVC

PVC — Kein Gift für die Füße, wohl aber für die LungeFoto: Vankann

„Für PVC gibt es keinen Ersatz, PVC ist Ersatz.“ Auf diese Formel brachte Arved Tomm vom Landesinstitut für das Bauwesen in Nordrhein Westfalen gestern das Ergebnis des PVC-Hearings in der Bürgerschaft. Der Umweltsenator hatte gestern zu „Ausstieg aus der Chlorchemie: PVC in der Kritik“ geladen und rund 300 ZuhörerInnen verfolgten das dichtgedrängte Programm.

Aktueller Anlaß für das Hearing ist eine Senatsvorlage des Umweltressorts, nach der PVC bei Beschaffungen der öffentlichen Hand gemieden werden

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sollte. Zur Vorgeschichte gehörten auch mehrere Vorstöße aus dem Umweltressort zum PVC- Verbot, die aber allesamt folgenlos geblieben waren. Ginge es nach dem gestrigen Hearing, wäre die schrittweise Reduzierung des PVC-Verbrauchs beschlossene Sache.

Es war ein Referent aus der Industrie, der in einer heftigen Polemik die Debatte zugespitzt hatte. Walter Tötsch von der Marler Hüls AG hatte ein flammendes Plädoyer für den weiteren Einsatz von PVC gehalten. Der Stoff sei unverzichtbar und mittlerweile sei die Entsorgungstechnik auf einen Stand weiterentwickelt, der es erlaube, den größten Teil wiederzuverwerten.

Dazu gab es massiven Widerspruch. Peter Willers von der Aktionskonferenz Nordsee bezweifelte am Rande der Veranstaltung, daß große Mengen des PVC recyclebar seien. Dazu bedürfe es einer sortenreinen Trennung, die angesichts vielfältigster Beimischungen kaum zu erreichen sei. Dabei sei die Substitution des Stoffes kein so großes Problem mehr, zu dem die Industrievertreter es gerne machten. Selbst Kabelummantelungen aus PVC seien mittlerweile ersetzbar.

In dieselbe Kerbe schlug Arved Tomm. Die Vorträge hätten gezeigt, wie komplex die wissenschaftliche Materie und wie schwierig es dabei sei, exakte Aussagen über die Schädlichkeit des Materials zu machen. Er plädierte für das Prinzip der Minimierung. Wenn man sich bei den Ansprüchen an ein Bauwerk nur ein wenig bescheide, könne der Verzicht auf PVC sogar kostenneutral vonstatten gehen.

Wie man den Verzicht kommunal umsetzt, das zeigte Peter Foerster-Baldenius von der Berliner Senatsverwaltung für Bau und Wohnungswesen. Seit dem 1.1.92 wird bei öffentlichen Bauvorhaben in Berlin bei Rohren, Isoliermaterial, Fußböden und Tapeten ganz auf PVC verzichtet, ab 1995 sogar bei Fenstern und Türen — und das bei der großen Koalition unter einem CDU-Umweltsenator. Peter Willers: „Ich habe die Hoffnung, daß auch die Bremer Vorlage endlich in die Tat umgesetzt wird.“ J.G.

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