Knappe Mehrheit für Expo 2000

Bonn will trotzdem die teure Weltausstellung in Hannover nicht mitfinanzieren  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Die HannoveranerInnen haben sich mit einer knappen Mehrheit von 51,5% zu 48,5% für die im Jahr 2000 in ihrer Stadt geplante Weltaustellung Expo 2000 ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,7 Prozent. Oberstadtdirektor Fiedler lobte seine Bevölkerung für ihren „Mut zu einer Stadtentwicklung, die unsere Stadt wirklich vorwärts bringt“. Wie weit es vorwärts gehen wird, bleibt allerdings fraglich.

Denn kaum war gestern mittag das Ergebnis im Hannoveraner Rathaus bekannt gegeben worden, begannen sich Hannover und Bonn auch schon wieder zu streiten, wer den Spaß bezahlen soll. Die Verantwortung für die Weltausstellung liege jetzt bei der Bundesregierung, kommentierte der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder das Befragungsergebnis. Ein Sprecher des Bundesfinanzministerium konterte trocken, das Votum der hannoverschen Bürger ändere nichts daran, daß im Bundeshaushalt für solche Großveranstaltungen kein Geld vorhanden sei. Immerhin sei ja auch „fast die Hälfte der Einwohner Hannovers gegen die Ausstellung“.

Am 1. Juli soll das Bundeskabinett über die Expo entscheiden. Niedersachsen verlangt, daß Bund, Land und Stadt Hannover im Verhältnis 50 zu 40 zu 10 Gesellschafteranteile und damit entsprechend die Kosten der Austellung von insgesamt sechs Milliarden Mark übernehmen. Bonn findet diesen Schlüssel nicht akzeptabel. Theo Waigel will sparen und deshalb keine Expo, Bundeskanzler Kohls Zusage vom letzten Jahr, die Großausstellung auf jeden Fall durchzuführen und zu unterstützen, dürfte damit hinfällig sein. Gleichwohl wird es vor der Entscheidung des Bundeskabinetts weitere Gespräche zwischen Hannover und Bonn geben.

Schröder begrüßte zwar das knappe Ja der HannoveranerInnen für die Expo, die Abstimmung zeige aber auch, „daß die Bevölkerung Hannovers einer solchen Großveranstaltung kritisch gegenübersteht“. Ziemlich zwiespältig auch die Reaktion der hannoverschen Grünalternativen auf das Abstimmungsergebnis: „So knapp vor dem Ziel zu scheitern“, sei enttäuschend, sagte der aus Hannover stammende Anti-Expo- Sprecher der Grünen Landtagsfraktion Pico-Jordan.

Doch nachdem sehr viel Geld in die Pro-Expo-Kampagne geflossen sei und Grüne und Umweltverbände allein gegen alle anderen Parteien und Großorganisationen gestanden hätten, sei daß Ergebnis immer noch ein bemerkenswerter Erfolg.

Die höchsten Anteile an Pro-Expo-Stimmen verzeichneten die nördlichen Stadtteile Hannovers, die vom geplanten Ausstellungsgelände am weitesten entfernt liegen. Nach der offiziellen Ergebnisanalyse wollen vor allem EigenheimbesitzerInnen die Expo, sie beteiligten sich auch besonders eifrig an der Befragung. In Stadtteilen mit hohem Mietwohnungsanteil registrierte das Statischtische Amt der Stadt dagegen bei sehr niedriger Beteiligung einen überdruchschnittlichen Anteil an Nein- Stimmen.