Entwaffnung droht zu scheitern

■ Rote Khmer boykottieren zweite Phase der UNO-Mission in Kambodscha/ Neue Kämpfe im Norden

Phnom Penh (afp) — Die zweite und entscheidende Phase des UN-Friedensplans für Kambodscha hat am Wochenende wenig Wirkung gezeigt. Unter Aufsicht der UN-Übergangsbehörde für Kambodscha (UNTAC) sollten die Bürgerkriegsparteien ihre Waffen abgeben, sich in vorher festgelegte Hoheitsgebiete zurückziehen und 70 Prozent ihrer Streitmächte demobilisieren. Die kommunistischen Roten Khmer verweigern jedoch eine Beteiligung an den vereinbarten Maßnahmen. Im Norden des Landes gab es UN-Berichten zufolge erneut Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Roten Khmer.

Nach UNTAC-Angaben kamen in den ersten 24 Stunden der zweiten Phase etwa 3.000 Soldaten in die UN-Gebiete. Das sind 1,6 Prozent der insgesamt 200.000 Soldaten der vier Bürgerkriegsparteien. Der Chef der UNTAC-Truppen, der australische General John Sanderson, räumte ein, daß die Vereinbarungen der zweiten Friedensplanphase am Sonntag auch von den drei Bürgerkriegsparteien wenig befolgt wurden, die sie akzeptiert hatten. In einigen Regionen hätten sich Soldaten mit Waffen in den UN-Quartieren gemeldet, in anderen ohne Waffen, in manchen seien jedoch gar keine Soldaten erschienen, sagte Sanderson. Letzteres war nach UNTAC- Angaben vor allem im Nordwesten des Landes der Fall, der von den beiden nichtkommunistischen Bürgerkriegsparteien kontrolliert wird. Diese müßten sich dort gegen die Roten Khmer zur Wehr setzen, hieß es.

Der Verteidigungsminister der Regierung in Phnom Penh, General Tea Banh, erklärte, die Roten Khmer verletzten fortwährend den vereinbarten Waffenstillstand. Im Fall eines Angriffes hätten die Regierungstruppen ein Recht auf Selbstverteidigung, drohte er. General Kruoch Yuoem von der früher von Prinz Sihanouk geführten Rebellenfraktion (FUNCINPEC) kündigte gegenüber 'afp‘ an, seine Truppen würden sich aus Sicherheitsgründen zunächst nur teilweise in die festgelegten Gebiete zurückziehen. UNTAC-Chef Yasushi Akashi erklärte gegenüber Journalisten, die Tür sei zwar noch für die Roten Khmer geöffnet, werde sich jedoch nach und nach schließen. Der UN-Sicherheitsrat werde darüber entscheiden.