Polizei kesselt Demonstranten ein

Großdemonstration gegen Rassismus in Mannheim/ Polizei kesselt Autokonvois ein/ 250 Menschen „vorübergehend in Gewahrsam genommen“/ Demonstrationen auch in anderen Städten  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) — Trotz einem von der Stadt Mannheim erlassenen und vom zuständigen Verwaltungsgericht bestätigten Verbot demonstrierten am Sonnabend „spontan“ rund 2.500 Menschen friedlich Solidarität mit den AsylbewerberInnen in der Ex-US-Kaserne im Stadtteil Schönau. Seit zwei Wochen sind die dortigen Flüchtlinge den Anfeindungen der deutschen Bevölkerung ausgesetzt. Daß es nicht zu den im Vorfeld befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der martialisch auftretenden Polizei kam, lag — so eine Sprecherin des Aktionsbündnisses — an der „Besonnenheit der Demonstrationswilligen“, die sich von den eingesetzten Hundertschaften der Bereitschaftspolizei nicht hätten provozieren lassen. Ein Sprecher der Polizei führte den „relativ friedlichen Ablauf“ dagegen auf die zahlreichen „Kontrollpunkte“ rund um den Stadtteil Schönau zurück. So wurde etwa der Autokonvoi der Solidaritätsdemonstranten aus dem Rhein-Main-Gebiet schon im Nachbarstadtteil Sandhofen gestoppt und eingekesselt. Über zwei Stunden, so eine Demonstrantin aus Frankfurt, seien die Fahrzeuge von der Polizei blockiert worden. Der Polizei verdächtige PKW aus Richtung Süden wurden bereits in Karlsruhe gestoppt. Dabei seien — nach Polizeiangaben — insgesamt 250 Menschen „vorübergehend in Gewahrsam genommen“ worden. Erste Meldungen, wonach bei diesen Demonstranten „Revolver“ sichergestellt worden seien, wurden später korrigiert. Es habe sich, so ein Polizeisprecher, lediglich um Schreckschußpistolen gehandelt.

Wie Mitglieder des „Aktionsbündnisses gegen Rassismus“ und der als Mitveranstalter fungierenden Grünen in Mannheim berichten, sei es einer Gruppe von etwa 50 Demonstranten trotz der massiven Polizeipräsenz gelungen, bis nach Schönau vorzudringen. Dort seien die Solidaritätsdemonstranten dann auf rund 200 BürgerInnen gestoßen, die ausländerfeindliche Parolen gerufen hätten. Nachdem sich knapp 50 ausländische Jugendliche in den Protestzug eigereiht hätten, seien die „Bürger“ auseinandergegangen.

Der Haß der deutschen Stadtteilbevölkerung richtet sich noch immer gegen die AsylbewerberInnen, obgleich inzwischen feststeht, daß die als Auslöser für die massiven Feindseligkeiten gegen die Flüchtlinge geltende Vergewaltigung eines Mädchens den wenigen Schwarzafrikanern im Lager Schönau nicht angelastet werden kann. Der inzwischen gefaßte Täter ist ein farbiger Zivilangestellter der US-Army.

Am Abend stürmte die Polizei auf der Suche nach „militanten Demonstranten“ und auf richterliche Anordnung noch das Szenelokal „Pumuckel“ — ergebnislos. In zahlreichen westdeutschen Städten fanden zeitgleich Solidaritätsdemonstrationen satt. In München, so das Aktionsbündnis, habe die Polizei eine Spontandemonstration „mit Brachialgewalt zerschlagen“. Auch in Hamburg sei es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen.

Festnahmen in Rostock

Rostock (dpa) — Die Rostocker Polizei hat am Sonnabend bei Auseinandersetzungen mit Demonstranten gegen Versammlung der rechtsradikalen Deutschen Volksunion (DVU) 40 Personen vorläufig festgenommen. Eskaliert war die Situation nach Aussage der Polizei, als die Demonstranten den Eingang zum Tagungslokal blockierten und den Teilnehmern der DVU-Veranstaltung den Durchgang verweigerten. Daraufhin sei der Eingang geräumt worden.