piwik no script img

"Der Dreck steckt in uns"

■ betr.: "Deutsch als Fremdsprache", taz vom 10.6.92

Betr.: „Deutsch als Fremdsprache“ (Fassbinders Filme zehn Jahre danach) von Mariam Niroumand, taz vom 10.6.92

Natürlich, die tageszeitung schickt anläßlich RWFs zehnjährigem Todestag einen eine Seite langen intellektuellen Diskurs ans Volk. Wozu? Fassbinder war kein Theaterwissenschaftler, Gott sei Dank. Er war schwul und direkt und wahnsinnig clever. Warum muß Mariam Niroumand sich in einer Werksexegese versuchen, um sich schließlich, zu keiner eigenen Meinung fähig, hinter den 'Cahiers du cinema‘ zu verstecken?

[...] „RWF war Magier und Monster“, Hanna Schygulla hatte recht. Die Filme sind geil, doch der Preis ihrer Entstehung war sehr, manchmal zu hoch, doch das verschweigt Mariam. Der schwule Berserker fand immer wieder masochistische Opfer, die sich von ihrem Meister, genannt Mutti, demütigen ließen. Schauen wir uns lieber seine geilen Filme an und lernen. Lernen für unser alltägliches Leben. Fassbinder hält uns mit seinen Filmen den Spiegel vors Gesicht, und wir erkennen unseren eigenen privaten Masochismus, unsere Unzulänglichkeit und Angepaßtheit.

Der Dreck steckt in uns, alles anerzogen, das zu erkennen ist für viele too much.

Übrigens: Bieberkopfs Freund/ Gegenspieler in Berlin Alexanderplatz hieß Reinhold. Ricky Sund, Berlin

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen