Auch Riesen weinen

■ Die Chicago Bulls verteidigten ihren Titel in der NBA

Berlin (taz) — Die Chicago Bulls sind auf dem besten Weg, sich in der kleinen Hall of Fame der legendären Basketball-Teams ein Zimmerchen zu schnappen. In der Nacht zum Montag brachten sie das Kunststück fertig, ihren Titel in der US-Profiliga NBA zu verteidigen, was zuvor lediglich den Detroit Pistons und den L.A.-Lakers gelang.

Mit 4:2 Spielen schlugen die Bullen in den Best-of-seven-Finals die Portland Trail Blazers, der entscheidende 97:93-Sieg gelang ihnen im heimischen Chicago-Stadium. Dabei mußten die knapp 18.000 Fans in der gefürchtetsten Arena der USA drei Viertel lang mit einer Niederlage rechnen.

Die Gäste aus Portland hatten sich bis dahin eine 15-Punkte-Führung erspielt, ihre Spielmacher Clyde Drexler und Terry Porter zauberten den Ball förmlich in den Korb, während Chicago, allen voran der fliegende Megastar Michael „Air“ Jordan, in unglaublicher Weise herumdilettierten. Jordan erzielte im ersten Viertel lächerliche zwei Punkte und saß bis fünf Minuten vor Schluß meist auf der Bank. So konnte er genug Wut über seine miserable Leistung ansammeln, um in den noch verbleibenden Minuten gemeinsam mit seinem kongenialen Kronprinzen Scottie Pippen das Spiel vollkommen auf den Kopf zu stellen und den Blazers massenhaft Bälle und letztlich gar den Sieg zu entreißen. Danach begann Jordan erst einmal heftig zu weinen, ob der Erleichterung. „Jetzt geh' ich erst einmal in Urlaub“, verkündete er schniefend.

Die enttäuschten Gäste hingegen konnten sich nicht einmal über einen neuen NBA-Rekord freuen: Als erstes Team warfen sie sämtliche gegebenen Freiwürfe in den Korb. Nur im Spiel versagten ihnen am Schluß die Nerven, während die Chicagoer Fans schon etwas begannen, worauf sie seit 1938 gewartet hatten: In der eigenen Stadt einen Meister zu feiern. nihil