Billige Angebote — oft ein teurer Mißgriff

■ Beim Kauf von gebrauchten Küchengeräten gibt es immer wieder Ärger, weiß die Verbraucherzentrale: reparaturanfällige und energiefressende Maschinen lohnen den Griff zum Gebrauchten oft nicht

Die Fußball-Europameisterschaft hat begonnen, die Biere stehen bereit — da streikt der Kühlschrank. Eine Katastrophe für den Mann. Jetzt beginnt die Überlegung: reparieren, einen »neuen« Gebrauchten kaufen oder gleich ein ganz neues Gerät? Gerade in Berlin floriert der Markt mit gebrauchten Küchengeräten, doch der ist nicht unumstritten.

»Wir haben da keine guten Erfahrungen«, berichtet Silvia Bilan, hauswirtschaftliche Fachberaterin in der Verbraucherzentrale. Gerade mit Geschäften für gebrauchte Großgeräte gebe es immer wieder Ärger, zum Beispiel mit »falschen Angaben über das Alter«. Die Verbraucherzentrale empfehle daher, sich zunächst die Typennummer zu notieren und das Baujahr beim Hersteller zu erfragen.

»Die staunen dann manchmal, daß es noch ein drei Jahre altes Gerät geben soll, obwohl die Produktion vor über fünf Jahren eingestellt wurde«, kennt Bilan die Praktiken. Natürlich verfahre nicht jeder Händler nach dieser Methode, aber schlechte Erfahrungen seien häufig. »Einige Händler ersetzen die Herstellerangaben sogar durch eigene Firmenembleme«, bestätigt ihre Kollegin Britta Hoffmann, ebenfalls von der Verbraucherzentrale am Wittenbergplatz: Das sei nicht nur Werbung, »damit wird verhindert, daß sich Kunden beim Hersteller informieren können.«

Daß sich nicht jeder neue Geräte leisten kann, ist beiden bekannt: »Bessere Erfahrungen haben wir beim Verkauf von privat an privat«, sagt Silvia Bilan und rät, in Kleinanzeigenteilen und -zeitungen zu suchen. Der einwandfreie Zustand sei zwar ebensowenig garantiert, aber »Privatleute sind nach unserer Erfahrung ehrlicher«. Eine Reparatur und eventuelle Macken würden öfter zugegeben, oftmals sogar durch Quittungen belegt. Allerdings raten sie vom Kauf älterer gebrauchter Kühlgeräte ab. Zum einen könne das Kühlsystem durch falschen Transport beschädigt, das Gerät so wertlos gemacht werden, zum anderen ist »der Energieverbrauch bei alten Geräten oft doppelt so hoch wie bei neuen« — der Mehrpreis beim Neukauf könne sich bald amortisieren.

Ein Preisvergleich lohnt immer: In Kleinanzeigenteilen finden sich regelmäßig Küchengeräte, die meisten sind ab fünfzig Mark zu haben, etwas teurer sind Waschmaschinen. In den einschlägigen Second-hand- Läden liegt der Tiefstpreis meist bei knapp dem Doppelten, die Obergrenzen liegen im Bereich von Neupreisen. Gerade die reinen Anzeigenzeitungen bieten eine Auswahl in allen Preislagen, mit der nur wenige Kaufhäuser und Fachgeschäfte konkurrieren können.

Doch Vorsicht: »Einen Elektro- Herd kann man eigentlich problemlos kaufen, da kann man nicht viel falsch machen«, so Hauswirtschaftsberaterin Bilan, »aber beim Gasherd muß man aufpassen, ob er auch für Erdgas einstellbar ist«. Da momentan in vielen Häusern vom qualitativ schlechteren Stadtgas auf Erdgas umgerüstet werde, würden zur Zeit viele Geräte verkauft, die nicht umrüstbar seien.

Britta Hoffmann rät beim Kauf von gebrauchten Waschmaschinen vor allem zum Blick auf die Schleuderleistung (U/min) am Typenschild: »Einige Händler verkaufen Geräte mit einer ganz niedrigen Leistung zu einem Preis, zu dem man heute neue Waschmaschinen bekommt, weil das nicht mehr Stand der Technik ist.« Es lohne die Suche nach Sonderangeboten bei Fachhändlern.

Neue Elektroherde sind manchmal schon für etwa 600 Mark zu haben, knapp darüber liegen Spülmaschinen. Kühlschränke müssen keineswegs über 1.000 Mark kosten, einige kosten gerade einmal die Hälfte. Lediglich bei Waschmaschinen ist die Untergrenze nur selten noch dreistellig, hier müssen Kunden meist tiefer ins Portemonnaie greifen. Für einen Neukauf spricht vor allem die durchschnittliche Lebensdauer der Geräte: »Acht bis zehn Jahre kann man für Großgeräte schon rechnen«, meint Bilan, bei Herden seien es sogar bis zu 18 Jahre.

Demgegenüber stehen Reparaturen, die beim Gebrauchtkauf meist schneller anfallen: In der Verbraucherzentrale wurde die Erfahrung gemacht, daß es bereits 100 Mark kostet, daß der Techniker überhaupt kommt. Erst dann komme die Diagnose, ob etwas zu machen sei oder nicht. Bei fünf Jahre alten Geräten lohne das auf jeden Fall, aber »wer kennt bei seinem Gebrauchtgerät schon das genaue Alter«? Christian Arns