: Ab morgen: Videokunst aus Lateinamerika Blicke aus der neuen Welt
Höchstens Literatur oder die Reste alter Hochkulturen importieren wir aus Chile, Kuba oder Uruguay. Aber moderne Videokunst? Die teuren Kameras, Labors und Computerausrüstungen für die neuen elektronischen Künste kann sich dort doch eh keiner leisten. Mit solchen Vorurteilen wollen die Veranstalter des Videofestivals „De Ixtli“ aufräumen: „De Ixtli“ ist in einer indianischen Sprache das Wort für Augen und Blicke.
In der Videodokumentation Aux Guerriers Du Silence von Cesar und M.C. Paes erzählen Mitglieder eines Stammes im Nordosten Brasiliens von ihren Mythen. Von einer Kanufahrt durch tropisches Sumpfland wird plötzlich auf ein einsames Zelt in kargen, vereisten Weiten geschnitten, und Saamis aus Lappland erzählen scheinbar ohne Bruch die Geschichten der brasilianischen Indianer weiter. Archetypen werden deutlich — hier bei Naturvölkern, aber auch im Dickicht der Städte, wie es Parabolic People von Sandra Kugut zeigt. Auf den Straßen von Metropolen wie Tokio, Moskau, Paris und Dakar lud sie Passanten ein, 30 Sekunden lang direkt vor einer Videokamera zu agieren, wie es ihnen beliebte. Diese Kurzportraits verfremdete sie extrem und schuf so elf jeweils drei Minuten lange Collagen, in denen die Erde tatsächlich zu einem elektronischen Dorf zusammenschrumpft.
Der Rahmen des Festivals ist weit gespannt. Es gibt kompromißlose Videokunst wie Tahiti von Pablo Dotta, in dem der Zuschauer sich selber einen Reim darauf machen muß, warum auf die aufgeschnittenen Leiber geschlachteter Rinder eine idyllische Busfahrt folgt. La Esperanza, Incierta von Esteban Schroeder ist dagegen ein gut gemachtes, aber im Grunde konventionelles Fernsehfeature über die Entwicklung der Demokratie in Brasilien, Uruguay und Chile.
Die Veranstaltung ist eine Koproduktion des Institut Français mit dem Kommunalkino, der Breminale und dem Senat. Zehn Regisseure werden in der Schauburg persönlich ihre Arbeiten vorstellen und nach den Vorführungen mit dem Publikum diskutieren. (Termine im Kästchen unterhalb.) Wilfried Hippen
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