: Zweimal gekürzt und noch immer zu knapp
■ Der Aufsichtsrat des Theaters pfiff Heyme zurück
Als Hansgünther Heyme, neuer Intendant des Bremer Theaters, den ersten Entwurf eines Wirtschaftsplans vorlegte, erschrak die Kulturbehörde nicht schlecht: um etwa vier Millionen Mark hatte Heyme den Finanzrahmen für seine erste Spielzeit überzogen. Am Montag nun unterbreitete Heyme dem Aufsichtsrat der Theater-GmbH eine reduzierte Fassung. Weil sie allerdings immer noch um 1,32 Millionen über dem Limit lag, lehnte der Aufsichtsrat kurzerhand ab. Seine Vorsitzende, die Kultursenatorin Trüpel, wollte nicht einsehen, „daß in einer Zeit, wo wir überall einsparen müssen, das Goethetheater expandieren möchte“. Am Ende einigte man sich darauf, daß Heyme seinen Etat von gut vierzig Millionen erst einmal um ein halbes Milliönchen für einen guten Start überziehen darf, welches er aber noch im Lauf der Saison wieder einspielen muß. Ein harter Brocken für Heyme, „aber er hat ihn geschluckt“, sagte Kulturstaatsrat Schwandner.
Rolf Rempe, der Verwaltungsdirektor des Theaters, der „dem künstlerischen Leiter das Recht, im positiven Sinne zu spinnen“, durchaus zugesteht, hat jetzt die Aufgabe, dennoch einen ausgeglichenen Wirtschaftsplan zu schweißen. „Wir müssen jetzt eben geschickt verhandeln“, sagt er, „um Regisseure wie Jerome Savary oder Terry Hands doch noch herzulocken.“
Vielleicht hilft da ein bißchen neue Farbe. Nachdem es nicht einmal zur Inthronisierung des neuen Hausherrn gelungen war, der kariösen Fassade des Goethetheaters einen neuen Anstrich zu geben, hat die „Stiftung Wohnliche Stadt“, laut Rempe, jetzt diesbezüglich „ihr Wohlwollen“ bekundet.
Auch in punkto Defizit zeichnet sich eine Lösung ab. Um die 3,7 Millionen Mark Schulden, die beim Theater in der Ära Richter aufgelaufen waren, hatte es hinter den Kulissen grausames Gezerre gegeben, nachdem Helga Trüpel sich beharrlich für unzuständig erklärt hatte. Jetzt ist Finanzsenator Kröning bereit, den Betrag vorzufinanzieren; im August soll dem Senat dann ein Lösungsvorschlag vorgelegt werden; das Kulturressort wird sich, sagt Senatorin Trüpel, mit maximal 500.000 Mark beteiligen; das Theater darf also so gut wie aufatmen. schak
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