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Eine Residenz auf der Wiese

■ In Prenzelberg erwarb Österreich ein verwildertes Grundstück, das bisher von Anwohnern zum Sonnen genutzt wurde/ Eigentumsrechte ungeklärt

Berlin. Wo Prenzlauer Berg an Pankow grenzt, liegt Rosenduft in der Luft. An der Blütenpracht der traditionsreichen Kleingartenvereine Bornholm I und II erfreuen sich nicht nur deren BesitzerInnen, sondern auch die AnwohnerInnen der umliegenden Miethäuser. Leider haben jedoch auch die schönsten privaten Kleingärten den Nachteil, daß sie nicht frei zugänglich sind. Der nächste öffentliche Park aber ist mehr als zwei Kilometer entfernt.

Bis vor kurzem hatten die sonnenhungrigen Anwohner noch eine Zuflucht: eine 4.300 Quadratmeter große verwilderte Wiese in der Stavanger Straße. An den heißen Frühlingstagen dieses Jahres war das Grundstück, obwohl es außer verdorrten Sträuchern und vertrocknetem Rasen dem Auge wenig bietet, die Attraktion der Gegend. Doch seit das Grünflächenamt des Bezirkes Prenzlauer Berg im Mai begann, die Wiese zu verschönen, ist es mit dem Sonnenbaden dort vorbei. Die Wiese hat wohl wieder einen Eigentümer.

1985 erwarb die Republik Österreich für 900.000 Mark Devisen das Nutzungsrecht für das Grundstück Stavanger Straße 15-17. Nach dieser Transaktion geriet die Wiese in Vergessenheit. »Eigentlich sollte dort eine Residenz für den Botschafter gebaut werden«, sagt Konsul Franz Bischel vom Generalkonsulat der Republik Österreich, »aber später schien das Gelände dann doch nicht geeignet.« Seit dem Hauptstadt-Beschluß ist das Grundstück wieder interessant geworden. Wenn das Auswärtige Amt nach Berlin zieht, soll dort doch noch eine Residenz entstehen.

Bis dahin müssen jedoch einige juristische Probleme gelöst werden. Da kein Ausländer in der DDR Grundbesitz erwerben durfte, ist die Republik Österreich nicht Eigentümer der Wiese und steht deshalb auch nicht im Grundbuch. »Wegnehmen können sie uns das Grundstück nicht«, meint Vizekonsul Gerhard Durek, »aber kein Mensch kann derzeit Nutzungsrecht in Eigentumsrecht juristisch übersetzen.« Andere Länder wie beispielsweise Ungarn und Japan, die ebenfalls von der DDR das Nutzungsrecht für Ostberliner Grundstücke erworben haben, haben nun dasselbe Problem.

Die Wiese an der Stavanger Straße verwildert vorläufig weiter vor sich hin, doch haben die Österreicher jetzt einen zwei Meter hohen Drahtzaun darum herum gezogen, um ihren Besitzanspruch deutlicher zu bekunden. »Es soll dokumentiert werden, daß das Grundstück uns gehört und nicht irgendwelchen Sonnenanbetern von der Straße«, sagt Durek. Ausgelöst wurde die Einzäunung, weil das Bezirksamt die vermeintlich öffentliche Wiese mit Jungbäumen bepflanzte. »Wir wußten nicht, daß wir nicht verfügungsberechtigt sind«, gibt Wolfgang Krause zu, Leiter des Naturschutz- und Grünflächenamts Prenzlauer Berg.

Pikanterweise war die Bepflanzung des Grundstücks als ein Politikum gedacht, wenn auch in einer ganz anderen Sache: als Protest gegen den Senat, der auf dem angrenzenden Gelände der Kleingartenkolonien den Bau eines Dienstleistungszentrums plant. »Dabei gibt es da sowieso viel zuwenig Grün«, schimpft Krause. Die BVV hat sich gegen die Baupläne ausgesprochen. Momentan wird ein Gutachten angefertigt, mit dem der Bezirk die Vernichtung der Kleingärten aufzuhalten hofft. Inmitten dieser Gebietskämpfe gedeihen, wie Krause versichert, zumindest die Jungbäume auf der frisch umzäunten Wiese. Denn: »Die Österreicher haben gesagt, die Bäume würden sie tolerieren.« Miriam Hoffmeyer

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