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Hoesch als „Eroberer“ in Brasilien

■ Kritische Aktionäre prangern „verheerende Verhältnisse“ in Hoesch-Beteiligungsunternehmen an

Dortmund (taz) — Mit einem Mal war das eigentliche Thema, die erzwungende Heirat zwischen Krupp und Hoesch, am Montag auf der Hauptversammlung der Hoesch AG ganz weit weg. Plötzlich kamen Nöte ganz anderen Kalibers zur Sprache. Was das montanmitbestimmte Unternehmen Hoesch sich in Ländern wie Brasilien leiste, stehe im deutlichen Gegensatz zu dem gern bemühten „Geist“ der Unternehmenspolitik in Westdeutschland. Norbert Römer, selbst Betriebsrat bei Hoesch und Kleinaktionär, spannte den Bogen von Dortmund zu dem Hoesch-Beteiligungsunternehmen Ferteco Mineracao in Brasilien. Die dort herrschenden sozialen und rechtlichen Standards rufen bei Bömer Erinnerungen an „die Praktiken von Eroberern“ wach. Insgesamt seien die Zustände in dem Unternehmen, das ein Erzgrube betreibt, für die Beschäftigten „verheerend“. Selbst die ohnehin dürftigen brasilianischen gesetzlichen Standards würden im Bereich der Arbeitssicherheit nicht eingehalten. Das Unternehmen, an dem Hoesch mit 37 Prozent beteiligt ist und an dem auch der westdeutsche Stahlgigant Thyssen Anteile hält, mißachte die Rechte der Beschäftigten und verweigere selbst den „gewählten Gewerkschaftsvertretern den ungehinderten Zutritt zum Betrieb“. Von der in Dortmund propagierten Sozialpartnerschaft sei in der brasilianischen Erzgrube nichts zu finden, hielt Böhmer, der schon 1989 die brasilianischen KollegInnen besucht hatte, dem Vorstand vor. Einer Entlastung der Vorstandsetage könne er deshalb nicht zustimmen.

Die Mehrheit der Kapitalbesitzer sah das indes ganz anders. Mit 99,69 Prozent votierten die Aktionäre für die Entlastung. Beifall gab es für Böhmer nur von ein paar kritischen Aktionären, die zwar lautstark, aber ohnmächtig für eine andere Unternehmenspolitik stritten. J.S.

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