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Lockerbie-Attentat: Libyen lenkt ein

Kairo (taz) — Libyen ist bereit, die zwei mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter einem Gerichtshof zu unterstellen. Das beschloß am Dienstag abend der Libysche Volkskongreß, für die Libyer eine Art Parlamentsersatz. Der Gerichtshof, der über Ali Amin Khalifah Fahima und Abdel Baset Al Migrahi entscheidet, sollte, so allerdings die Bedingung, unter der Ägide der Arabischen Liga oder der UNO nach „fairen und gerechten“ Maßstäben zusammengesetzt sein. Beide sind von Großbritannien und den USA in der Lockerbie-Affäre angeklagt.

Dem Verhör durch ein solches Gremium, „auf dessen Zusammensetzung man sich zuvor einigen müsse“, stände nichts entgegen, hieß es in der Erklärung, die vom Vorsitzenden des Volkskongresses, Abdelrazzaq Susaa, vor den seit 11. Juni tagenden Delegierten verlas.

Dem Beschluß vorhergegangen waren harte Auseinandersetzungen zwischen Hardlinern, die jeden Kompromiß mit dem Westen ablehnen, und Befürwortern einer Auslieferung. Dabei soll es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein, bei denen ein Minister mit einer Plastikkugel getroffen wurde.

Politische Beobachter in Tripolis sagen, daß ein Teil der libyschen Führung ernsthaft um eine Verbesserung der Beziehungen zum Westen bemüht ist. Außenminister Ibrahim Bischara hatte noch am Montag gefordert, eine neue Seite in den Beziehungen zu Großbritannien, Frankreich und den USA aufzuschlagen. Libyen wolle die Normalisierung der Beziehungen zum Westen unter der Voraussetzung, daß dies auf gleichberechtigter Grundlage und im gegenseitigen Interesse geschehe.

Ob die USA und Großbritannien nach dem Beschluß auf das Angebot eingehen werden, bleibt fraglich. Im Grunde genommen enthält er nichts Neues, sondern spiegelt nur das Patt zwischen Gegnern und Befürwortern der Öffnung zum Westen wider. Schon vor Monaten hatte die libysche Führung nach ägyptischen Vermittlungsbemühungen angeboten, Fahimi und Al Migrahi an ein neutrales Land auszuliefern, etwa Malta oder Ägypten, um sie dort vor Gericht zu stellen. Das war damals von Washington und London abgelehnt worden. Auch jetzt zeigt man sich zurückhaltend. Erst müsse man den Beschluß schriftlich vor sich haben, um sich dazu äußern zu können, heißt es aus dem britischen Außenministerium. Ivesa Lübben

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