: Kompromiß um Bauplatz auf jüdischem Friedhof?
Hamburg (taz) — In den Konflikt um die Zukunft des jüdischen Friedhofs im Hamburger Stadtteil Ottensen ist offenbar Bewegung geraten. Der als Schlichter angerufene Oberrabbiner von Jerusalem und Präsident des Obersten Rabbinischen Gerichts in Israel, Itzchak Kulitz, soll den neuen Plänen des Investors Büll & Liedtke zugestimmt haben.
Das Unternehmen möchte auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs ein Einkaufszentrum errichten. Die Bauarbeiten waren jedoch in den vergangenen Monaten häufig von Mitgliedern der internationalen jüdischen Organisation „Athra Kadisha“ behindert worden. Ihrer religiösen Überzeugung nach dürfen jüdische Gräber nicht angetastet werden. Daraufhin stellte Büll & Liedtke die Arbeiten ein und bat Rabbi Kulitz um ein Gutachten.
Nach einem Besuch Mitte Mai in Hamburg entschied der Rabbi, daß die Gräber zwar bebaut, aber nicht ausgehoben werden dürften. Allerdings wollen weder die jüdische Gemeinde Hamburgs noch der Investor diesen Spruch anerkennen.
Die neuen Pläne von Büll & Liedtke sehen nun vor, daß lediglich dort ausgeschachtet wird, wo keine Gräber sein können. Um das Einkaufszentrum statisch abzusichern, sollen Stützpfeiler in den Boden nur an Stellen eingelassen werden, wo zuvor bereits Abwasser- und Gasrohre verlegt worden waren. Ein Beauftragter Rabbi Kulitz' soll die Bauarbeiten beaufsichtigen. Eine Bestätigung, daß Kulitz diesen Plänen zugestimmt hat, liegt allerdings nicht vor. Auch Thomas Mirow, Chef der Senatskanzlei, verfügt gegenwärtig über keine Informationen, wonach sich Investor und Rabbi geeinigt hätten. Zugleich warnt er vor allzu großem Optimismus. Die neue Planungsvariante sei mit erheblichen Kosten verbunden. Kosten, die Büll & Liedtke wohl kaum allein tragen würde und deswegen die Stadt um Hilfe bitten könnte. „Die Entscheidungsfrage“ sei offen, so Mirow.
Rabbi Itzchak Schlesinger von „Athra Kadisha“ in London hält den Plan für „nicht kontrollierbar“. „Das hat keinen Sinn.“ Zusammen mit seinem Kollegen Rabbi David Schmidl aus Jerusalem wartet er auf eine offizielle Erklärung Kulitz'. Sollte der Oberrabbiner dem Plan tatsächlich zugestimmt haben, wollen sie sich der Entscheidung fügen. Manfred Schütz
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