piwik no script img

Behörde „erpreßt“ Hochschule

■ Deal: Akademie gegen Stellen / Finanzsenator: „Ein Junktim läuft mit mir nicht“

Einige nennen den Vorgang „Erpressung“: Erstens gibt es ein erbittertes Tausziehen um die schon seit den 80er Jahren bewilligten sechs Professorenstellen an der Hochschule für Musik. Zweitens hat die Behörde Bildung & Wissenschaft aktuelle Schwierigkeiten, an eben dieser Hochschule die umstrittene Integration der „Akademie für Alte Musik“ des Prof. Thomas Albert mitsamt den dazugehörigen Professorenanwärtern durchzusetzen. Jetzt wird ganz ungeniert und sogar schriftlich Druck ausgeübt: Die Hochschule für Musik darf sich nur dann Chancen ausrechnen, daß endlich die längst bewilligten fünf Stellen ausgeschrieben werden, wenn sie in vorauseilendem Gehorsam die Akademie schluckt — am Ende des Deals sitzt die Behörde allerdings am längeren Hebel. In einem Brief des Senatsrats Rainer Köttgen an den Sprecher des Fachbereichs Musik, Prof. Kurt Seibert, liest sich das forsch so: „...daß die Besetzung der neuen Stellen nicht vor Vollzug der Überleitung der Akademie für Alte Musik erfolgt“. Dieses Wenn- Dann heißt in der Behördensprache zurückhaltend „Junktim“, also „Verbindung“.

In der Bürgerschaft kritisierte am Mittwoch in der Hochschul- Debatte die Deputationssprecherin und CDU-Abgeordnete Elisabeth Motschmann: „Mich interessiert das Verfahren politisch. Egal, ob die Integration der Akademie sinnvoll ist: Die Wissenschafts-Behörde darf nicht in diese Angelegenheiten des Fachbereichs hineinregieren!“

Fachbereichssprecher Kurt Seibert wundert sich nicht: „Das ist die bekannte Erpresserei, die machen das doch immer so. Wir haben manchmal nachgegeben und dann doch nichts davon gehabt. Zuletzt, als es um die Professur von Thomas Albert ging, hieß es: Danach kriegt ihr eure Stellen! Und: nichts ist passiert.“ Finanzssenator Kröning stellte gestern vom Bonner Telefon aus klar: „Ich akzeptiere keine Junktims. In der Beratung des Senats habe ich damals deutlich gesagt, daß die Ansiedlung der Kammerphilharmonie nicht auf Kosten des Staatsorchesters oder der Musikhochschule gehen darf. Das Gleiche gilt sinngemäß für die Akademie. Man kann nicht etwas politisch durchsetzen wollen, indem man andere Dinge huckepack nimmt.“ Kröning müßte als Finanzsenator das Geld für die Professoerenstellen lockermachen. Und als oberster Chef des Personalwesens SKP warnt er mit noch einem anderen Argument vor solchen Machenschaften: „Wir müssen sehr, sehr sorgsam darauf achten, daß das Hochschulrecht eingehalten wird.“ S.P.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen