: Überflüssige Putzerei
■ betr.: "Huldigt den Helden im Haushalt", taz vom 18.6.92
betr.: „Huldigt den Helden im Haushalt“, taz vom 18.6.92
Nachdem ich drei Tage lang vergeblich versucht habe, die mir statistisch zustehenden sieben Stunden Hausarbeit pro Tag zusammenzukriegen, komme ich allmählich zu dem Schluß, daß ich etwas falsch mache. Vielleicht habe ich einfach den falschen Mann geheiratet (der mittags in der Kantine ißt, statt abends aufwendige Kocherei zu erwarten)? Habe ich meine Kinder falsch erzogen, die schon einmal Staubsaugen ihres Zimmers pro Woche als Zumutung meinerseits empfinden? Müßte ich alle Wäsche bügeln wie meine Großmütter? Oder den Kindern ihre Lieblingshosen nach einem Tag rüde entreißen, um sie zu waschen? Aber was ist dann mit meinem energiepolitischen Gewissen? Ich könnte natürlich häufiger Fenster putzen, aber Trinkwasser ist bekanntlich kostbar. Oder sollte am Ende doch stimmen, was Betty Friedan in Der Weiblichkeitswahn festgestellt hat: Hausarbeit ist dehnbar wie Gummi? Darf ich dann weiterhin die taz lesen oder mit meinen Kindern spielen, anstatt mich und andere durch überflüssige Putzerei zu nerven? Ute Finckh, West-Berlin
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