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Beerdigung verhindert

■ Die einen spielen mit rechts, andere mit links, einige auch mit beiden Händen, manche wechseln auch

Wimbledon (dpa) — Dank seiner bekannt eisernen Nerven und mit dem ihm auch nicht selten zugetanen Quentchen Glück hat Titelverteidiger Michael Stich eine frühzeitige Bauchlandung verhindert. Er gewann erst nach 2:05 Stunden gegen den Israeli Amos Mansdorf mit 4:6, 7:6 (7:4), 6:3, 6:3 und zog in die dritte Runde ein. „Nach dem ersten Satz hatte ich ein schlechtes Gefühl. Aber da ich den Platz als Sieger verlassen habe, ist das Gefühl wieder gut“, glänzte Stich gewohnt analytisch. Demnächst darf er gegen den Schweden Magnus Larsson auflaufen, der ihn zuletzt Anfang Mai in München besiegt hatte — allerdings auf Sand.

Stich spielte auf dem Nebenplatz zwei, der als „Friedhof der Stars“ berüchtigt ist, und spielte bis zum Tie-Break des zweiten Satzes so bieder, als wolle er sich ebenfalls dort beerdigen lassen. „Es ist sehr schwer, auf diesem Platz zu spielen. Hier erwarten die Zuschauer eine Sensation und hoffen, daß etwas Spannendes passiert“, war diesmal seine Erklärung dafür, daß er bei den Zuschauern immer noch nicht sonderlich beliebt ist. Ob das unter Umständen mit dem „Prozenttennis“, wie er es nach dem Match selbst nannte, in Zusammenhang steht, das er spielt, darauf scheint er noch nicht gekommen zu sein. Mansdorf, der ihn bereits vor vier Monaten in Philadelphia bezwungen hatte, tat nicht viel mehr, als konstant aufzuschlagen und die Volleys halbwegs ins Feld zu bringen. Trotzdem hatte Stich im ersten Satz keine einzige Break-Möglichkeit, Mansdorf dafür gleich mehrere. Das Break zum 6:4-Satzgewinn gelang ihm aber nur dank Stichs Dummbaddeligkeit, der zwei leichte Volleys ins Netz setzte und sich einen Doppelfehler leistete. „Da war ich einen Moment lang unkonzentriert“, kam er selbst auch drauf.

Die Zuschauer witterten die Überraschung und ergriffen Partei für Mansdorf — doch langsam fand Stich zu seinem Spiel. „Ich habe gut aufgeschlagen. Das hat mir sehr geholfen“, urteilte er messerscharf. Im zweiten Satz mußte der Tie- Break zugunsten von Stich entscheiden. Die auch bei ihm beliebte, sogenannte „Becker-Faust“ deutete seine Erleichterung an. Von da an hatte er das Spiel im Griff und beendete mit dem ersten Matchball das Duell.

Das Favoritensterben setzt sich fort. Nach Michael Chang schied auch Arantxa Sanchez-Vicario gegen Julie Halard aus. War bei beiden aber auch kein Wunder, sind sie schließlich eher SpezialistInnen für langsamere Beläge.

Geheimfavorit Goran Ivanisevic zeigte, wo seine offensichtlichste Stärke liegt. Beim Sieg gegen Mark Woodforde schlug er in drei Sätzen 34 Asse. Als Woodforde resignierte, spielte der Linkshänder einen Ball mit rechts — und machte den Punkt.

Männer, 1.+2.Runde: Agassi - Tschesnokow 5:7, 6:1, 7:5, 7:5; Edberg - Muller 7:6 (7:3), 6:3, 7:6 (7:4); Ivanisevic - Woodforde 6:4, 6:4, 6:7 (4:7), 6:3; Holm - Kroon 6:1, 6:2, 6:2; Stolle - Wilkinson 3:6, 6:4, 7:6 (13:11), 6:4; Stich - Mansdorf 4:6, 7:6 (7:4) 6:3, 6:3; Gilbert - Youl 6:1, 7:5, 7:5; Lendl - Thoms 7:5, 7:6 (8:6), 1:6, 7:5; Krajicek - Haarhuis 7:6 (8:6), 6:3, 6:1; Masur - Knowles 6:3, 6:4, 7:6 (7:3); Larsson - Costa 7:5, 6:3, 6:7 (5:7), 6:4, Boetsch - Roig 6:4, 6:2, 6:2; Rosset - Petchey 7:6 (7:5), 6:2, 6:3; Davis - Braasch 6:7 (5:7), 7:6 (7:5), 7:6 (7:3), 6:3

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