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Ein Islamisten-Führer ohne Truppen

■ Salman Rushdie über das Bild der Moslems in der britischen Öffentlichkeit

„Meiner Ansicht nach ist völlig klar, daß die Mehrheit der Moslems in Großbritannien die Kampagne nie akzeptiert hat, die gegen Die Satanischen Verse und ihren Autor gerichtet ist. Sie wissen, daß das für sie schlecht ist. Sie wissen, daß sie dadurch als Fanatiker und potentielle Terroristen hingestellt werden und daß der Rückschlag ihnen gegenüber (Zunahme von Rassismus, Anm. d. Ü.) nicht von dem Buch, sondern von ihren sogenannten politischen Führern ausgegangen ist. Ich habe in einer Sendung des Stadtradios von Bradford gehört, daß 95 Prozent aller befragten Moslems die Fatwa absolut ablehnen. Nur ein oder zwei Prozent aller Moslems in Bradford fühlen sich durch den Council of British Muslims repräsentiert. Das ist die Realität. Das Problem ist nur, daß man sie oft übersieht und lieber Kalim Siddiqui (radikaler Islamist, d. Red.) nach seiner Meinung fragt.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, daß Siddiqui, wie jemand mal gesagt hat, ein General ohne Truppen ist. Und es ist auch wichtig zu wissen, daß er ein wirklich übler Mann ist.

Letztlich aber ist es Sache der moslemischen Bevölkerung hier und nicht meine, sich Repräsentanten zu suchen, die keine Operetten-Nazis sind. So jedenfalls wird der völlig falsche Eindruck, den die Öffentlichkeit von den Moslems in Großbritannien hat, immer wieder gestärkt, sobald Doktor Siddiqui den Mund aufmacht.“

Salman Rushdie am 24. Juni 1992 bei einer Pressekonferenz in Westminster

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