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Blockade gegen Zug in die Kaserne

■ Wehrdienstgegner begleiteten gestern die Einberufung von etwa 750 Berliner Rekruten

Bahnhof Zoo. Etwa 150 Wehrdienstgegner haben gestern vormittag mit Beratungsfrühstück und Blockade die Abfahrt von 750 frischgebackenen Rekruten am Bahnhof Zoo begleitet. Obwohl die Polizei bereits in aller Herrgottsfrühe die Zugänge zu den Bahngleisen für alle Nicht-Fahrkartenbesitzer versperrte, gelang es etwa 30 Jugendlichen um 10.30 Uhr, die Abfahrt eines Zuges nach Hannover zu verzögern. Sie stürmten über den angrenzenden S-Bahnhof das Bahngleis für eine Sitzblockade und rollten ein Transparent: »Kein Wehrdienst — Kein Zivildienst — Überhaupt kein Dienst«, aus. Nach etwa 20 Minuten trugen Polizeibeamte die Demonstrierenden von den Gleisen. Beide Seiten verzichteten auf Gewaltanwendung. Personalien wurden festgestellt, festgenommen wurde allerdings niemand. Polizisten waren während des Vormittags auch an den Bahnhöfen Friedrichstraße, Alexanderplatz, Jannowitzbrücke und Hauptbahnhof im Einsatz.

Ab 8 Uhr hatte sich die »Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär« im Bahnhof Zoo postiert, um mit Transparenten und Flugblättern auf die unfreiwillige Wehrpflicht aufmerksam zu machen sowie die Fast-Soldaten zu beraten. Zumindest einer der jungen Männer des Jahrgangs 1972 habe zugesichert, nach seiner Ankunft in der Kaserne den Wehrdienst zu verweigern, sagte Christian Herz, Sprecher der »Kampagne«, zur taz. Seine Vereinigung werde auch nach dem siebten Einberufungstermin zur Bundeswehr für Berliner Jugendliche nicht hinnehmen, daß Wehrpflicht in dieser Stadt zur Normalität werde. Wenn schon die Abschaffung der Wehrpflicht nicht zur Debatte stünde, wollten sie weiterhin alle Betroffenen — Rekruten ebenso wie Zivildienstleistende und Totalverweigerer — über ihre Rechte und Möglichkeiten informieren.

Seitdem die »Kampagne« zu Beginn dieses Jahres mit Verweis auf ihren Einsatz für Totalverweigerer von Informationsbesuchen in den Schulen ausgeschlossen worden sei, gestalte sich die Arbeit allerdings schwierig. Am Nachmittag veranstaltete die »Kampagne« eine Informationsveranstaltung vor der Kaserne am Treptower Park sowie eine Demonstration vom Oranienplatz. Nach Angaben der Polizei hatten sich kurz vor Redaktionsschluß allerdings erst 15 Demonstrierende auf dem Oranienplatz eingefunden. jgo

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