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Nur „Deutsche 2. Klasse“

■ Sozialstudie über Stimmungslage in Rostock

Die ersten Ergebnisse der Sozialstudie „Arbeiten und Leben in Rostock seit der Wende“ wurden in Rostock von den Projektleitern Prof. Dr. Peter Voigt (Universität Rostock) und Prof. Dr. Gerd Syben (Hochschule Bremen) vorgestellt. Grundlage der Studie ist eine repräsentative Umfrage unter 1500 Rostocker BürgerInnen, die das Bremer „Progress-Institut für Wirtschaftsforschung“ (PIW) und dessen Pendant „Büro für Strukturforschung Rostock“ (Büstro) im Februar durchgeführt haben. Büstro und PIW erforschten die Entwicklung des Arbeitsmarktes, die Haltung der RostockerInnen zur neuen Gesellschaftsordnung sowie individuelle Folgen der Arbeitslosigkeit in der Partnerstadt Bremens. Trotz erdrückender sozialer Probleme, so das Fazit der Studie, habe Rostock Chancen, die Misere zu überwinden. Denn wenn sich auch die Mieten innerhalb des letzten Jahres verdreifacht und die Arbeitslosigkeit insbesondere bei Älteren und Frauen verschlimmert habe, sei die Rostocker Bevölkerung dennoch motiviert, gut qualifiziert und könne die Lage realistisch einschätzen. Interessant ist, worauf die katastrophale Situation zurückgeführt wird: nicht nur die Altlasten der Planwirtschaft sondern auch die Treuhandpolitik und — an dritter Stelle — die Bundesregierung sind aus Sicht der großen Mehrheit verantwortlich für die steigende Arbeitslosigkeit.

Die Rostocker sind dabei guter Hoffnung: Die Mehrheit der Befragten glaubt, daß in fünf bis zehn Jahren der Aufschwung Ost da sei, persönliche Perspektiven werden durchweg besser eingeschätzt. Die Stimmungslage ist dementsprechend gespannt und widersprüchlich: Fast zwei Drittel der Befragten bekundeten, sie fänden sich in der neuen Situation gut zurecht, gleichzeitig fühlen sich mehr als drei Viertel als Deutsche 2. Klasse und von den Westdeutschen bevormundet. fk

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