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AEG: Drei Milliarden Miese mit Schreibgeräten

■ Bürokommunikation hat Riesenloch gerissen

Das Kapitel Büromaschinen hat den deutschen Elektrokonzern AEG insgesamt drei Millarden DM gekostet. Dies bestätigte der Geschäftsführer der neugegründeten Olympia Office Vertriebsgesellschaft mbH und AEG-Generalbevollmächtigter Herbert Kohlmann am Mittwoch in Frankfurt. Seit 1978 als letztem Gewinnjahr sind bei AEG Olympia (Wilhelmshaven) insgesamt Verluste von rund zwei Milliarden DM aufgelaufen. Außerdem hat der Ausstieg aus dem Büromaschinengeschäft einschließlich der Schließung des norddeutschen Produktionsstandortes die 91er Bilanz der AEG AG nochmals mit 948 Mio. DM belastet.

Nach dem Ende der Fertigung in Norddeutschland Ende diesen Jahres soll der Verkauf des weltweit bekannten Markennamens „Olympia“ einschließlich des stark verkleinerten internationalen Vertriebssystems einen bescheidenen Betrag zurück in die AEG-Kasse bringen. Dazu hat die Verlusttocher AEG Olympia eine Vertriebs- sowie eine Service- Gesellschaft gegründet. Beide stehen — nach dem Erreichen der Gewinnzone — zum Verkauf. Von den einst 15.000 Olympioniken (1978) werden künftig in Deutschland nur noch wenige Hundert mit dem Verkauf und der Reparatur von Büromaschinen der Traditionsmarke beschäftigt sein.

1992 soll die Vertriebsgesellschaft, die sich auf den Namen Olympia reduziert und das Firmensignet AEG nicht mehr verwendet, weltweit einen Umsatz von 500 Millionen DM machen. Im Inland werden nur noch 200 Beschäftigte mit von der Partie sein und im gesamten Ausland 900. Lediglich 20 Prozent des Angebots werden nach dem Aus in Wilhelmshaven aus der AEG- Schreibmaschinenfabrik in Mexiko stammen. Die restlichen 80 Prozent der Produktpalette von Rechenmaschinen, Kopier- und Telefaxgeräten sowie Telefonapparaten stammen von Zulieferern in Fernost.

In der ebenfalls vor einigen Wochen gegründeten OSG Office Service GmbH kommen 380 Beschäftigte unter. Ihr Umsatzziel liegt für 1992 bei rund 40 Millionen DM. 1991 hatte AEG Olympia mit 2.544 inländischen Beschäftigten (Ende 1991) einen Umsatz von rund 850 Millionen DM erzielt und dabei einen Verlust von 140 Millionen eingefahren. Nach Angaben von Kohlmann sind seit November mit rund 650 Personen Aufhebungsverträge abgeschlossen worden. Ein Teil der Wilhelmshavener Belegschaft soll in ausgegliederten Produktionsstätten dpa

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