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Neuer Streit um Holocaust-Mahnmal

■ Romani Rose forderte erneut Denkmal für Juden UND Sinti und Roma/ Vorwürfe gegen Initiative um Lea Rosh

Berlin. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Gestalt seines Vorsitzenden Romani Rose hat erneut ein nationales Holocaust-Mahnmal gefordert, das an die sechs Millionen ermordeten Juden und an die 500.000 umgebrachten Sinti und Roma zusammen erinnert. In einem Brief an den derzeit im Krankenhaus liegenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden bat er Heinz Galinski um ein Gespräch, um eine »gemeinsame Lösung« zu finden. Außerdem wollte er gestern abend im gleichen Sinne mit dem parteilosen Kultursenator Ulrich Roloff-Momin reden. Auch die 66jährige Elisabeth Guttenberg, die als einziges Mitglied einer dreißigköpfigen Familie nicht in Auschwitz umkam, appellierte an den Auschwitz-Überlebenden Galinski, »der unwürdigen Diskussion ein Ende zu setzen«. Sie spielte damit auf den jahrelangen Streit unter den beiden Opfergruppen an, wessen an dem zentralen Mahnmal der Bundesrepublik gedacht werden soll.

Ausgelöst wurde der Streit durch die Bemühungen der Bürgerinitiative »Perspektive Berlin« um Lea Rosh, im Land der Täter endlich ein Mahnmal für die der Shoah zum Opfer gefallenen Juden zu schaffen. Es soll auf dem ehemaligen Herrschaftsgelände der Nazis zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz entstehen. Wegen der »Einzigartigkeit der Judenverfolgung« war der »Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas« jedoch nicht bereit, die Sinti und Roma als zweite, allein wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgte Opfergruppe einzubeziehen. Auf die »Sprecher dieses Kreises« richtete Romani Rose in seinem Brief an Galinski neue, überaus heftige Angriffe. Sie würden sich »in herabsetzender und rassistischer Weise für eine ‘Absonderung‚ der Sinti und Roma von dem Nationalen Holocaust-Denkmal« engagieren. Im Visier hatte er dabei vor allem den Ehemann von Lea Rosh, Jakob Schulze-Rohr. Dieser, übrigens kein Mitglied des »Förderkreises«, hatte in einem taz-Interview am 13. April 1989 ihre Nichteinbeziehung unter anderem damit begründet, daß die »reinrassigen Zigeuner« von den Nazis »geschont und als interessante Rasse anerkannt« worden seien. Und: »Wir wollen einfach verhindern, daß durch eine Pauschalisierung alles in einen Topf geworfen wird. Da könnte man dann auch den SS-Mann reinnehmen, der irgendwann seine Waffe weggeworfen hat.« Diese »schlimme Beleidigung« und »Gleichstellung zwischen Roma und SS« müsse Herr Schulze-Rohr zurücknehmen, so Romani Rose, bevor sein Zentralrat zu einem Gespräch mit dem »Förderkreis« bereit sei. Von der taz angesprochen, erklärte Schulze-Rohr indes, es sei damals »in der Verkürzung zu Mißverständnissen gekommen, die ich gerne aus der Welt räume«. usche

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