: UNO im Irak behindert: Sit-in vor Ministerium
Bagdad (afp) — Die irakische Führung hat am Sonntag einer UN-Delegation für die Überwachung chemischer Waffen die Inspektion des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad verwehrt. Die von der US- Amerikanerin Karen Jansen geführte 16köpfige Kommission harrte jedoch während der Nacht zum Montag in fünf UN-Fahrzeugen vor dem Ministerium aus.
„Die New Yorker UN-Zentrale hat uns empfohlen, die Stellung zu halten, damit wir in das Gebäude hineinkönnen“, sagte Karen Jansen. Sie gab zu verstehen, daß sie und ihre 16 Mitarbeiter nicht eher weggehen würden, bis ihre Aufgabe erfüllt sei. Mehrere Dutzend Zivilbeamte hatten das UN-Team am Zutritt gehindert. Polizei oder Militär waren im Umkreis des Gebäudes allerdings nicht zu sehen.
Die UN-Beobachter wollten in dem Ministerium nach Material über das Chemiewaffenarsenal Iraks suchen. Die Mitglieder des Sicherheitsrates waren nach ihren Angaben über das irakischen Vorgehen informiert worden. Während viele Mitarbeiter des Ministeriums bereits nach Hause gegangen waren, blieben die UN-Mitarbeiter in der Nacht in ihren Fahrzeugen sitzen, lasen Zeitungen oder Bücher. Das irakische Fernsehen berichtete ausführlich über den neuen Machtkampf zwischen der UNO und Irak.
Die irakische Führung begründete unterdessen ihre Weigerung damit, daß sie um die Souveränität des Landes besorgt sei. Der Chef der irakischen Delegation, die die UN-Experten während ihres Aufenthaltes im Irak begleitet, Hussam Mohamed Amin, warf dem Beobachterteam „Spionage“ vor. Eine Kontrolle des Agrarministeriums sei nicht von den Resolutionen des Sicherheitsrats abgedeckt. Der Besuch des Ministeriums stelle eine „Verletzung der Sicherheit und Souveränität des Irak“ dar. Zugleich wies Amin den Verdacht zurück, in dem Ministerium sei Material über Chemiewaffen versteckt. Es gebe in dem Gebäude „nichts zu verbergen“, betonte er. Der stellvertretende irakische Landwirtschaftsminister Abdessater Salman warf den UN-Beobachtern vor, die Arbeit seines Ministeriums zu behindern. 3.000 Beamte würden durch das UN-Team am Verlassen des Gebäudes gehindert.
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