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Neue Wege im Medizinstudium

■ Wissenschaftsrat will Ausbildung der Ärzte revolutionieren/ Patienten-Kontakt vom ersten Semester an

Bonn (ap) — Mit der Veröffentlichung erster Leitlinien zur Reform des Medizinstudiums hat der Wissenschaftsrat eine grundlegende Modernisierung der Ausbildung zum Arzt eingeleitet. Wie der Ratsvorsitzende Dieter Simon gestern in Bonn erklärte, steht im Kern der Reform eine Abkehr vom Fächerprinzip und eine Aufhebung der Teilung des Studiums in einen vorklinischen und einen klinischen Teil: Künftig solle der Student bereits im ersten Semester mit Patienten in Kontakt kommen.

Simon wies darauf hin, daß die formalen Grundstrukturen der heutigen Ärzteausbildung noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Diese Art der Vermittlung medizinischer Kenntnisse und Fertigkeiten sei an ihre Grenzen gestoßen und habe zu Mängeln in der Ausbildung geführt. Daher sei eine grundlegende Neuorientierung unerläßlich.

Grundsätzlich soll sich das Medizinstudium künftig an fächerübergreifenden Merkmalen wie Organen, bestimmten Problemen oder biologischen Funktionen orientieren. Das Studium naturwissenschaftlicher Grundlagenfächer wie Biologie und Physik in eigenen Unterrichtsveranstaltungen wird gestrichen, entsprechende Kenntnisse werden zusammen mit den jeweiligen medizinischen Inhalten vermittelt. Statt der Aufteilung in ein Studium des gesunden Körpers (Vorklinik) und der Krankheiten (Klinik) soll der praktische Unterricht von vornherein in kleinen Gruppen patientenorientiert erfolgen und einen engen Kontakt mit dem lehrenden Arzt ermöglichen. Die Leitlinien sehen ferner vor, daß — wie in anderen Disziplinen bereits üblich — auch das Medizinstudium in ein verbindliches Kernstudium mit 75 Prozent des Stoffes und ergänzende Wahlpflichtfächer gegliedert wird.

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