: Ein Brief aus Moskau
■ Honecker und Harich einig: Freiheit für Honecker!
Berlin (dpa) — Erich Honecker lehnt eine Rückkehr nach Deutschland kategorisch ab und hat Rußland und der Bundesrepublik Rechtsbruch vorgeworfen. In einem Schreiben an das „Solidaritätskomitee für Erich Honecker“, das nach eigenen Angaben über 100 Mitglieder aus West- und Ostdeutschland zählt, heißt es: „Das Verlangen der Bundesregierung (sic!) Deutschland, mich, das ehemalige Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik und Unterzeichner der Schlußakte von Helsinki an die Bundesrepublik Deutschland auszuliefern, entbehrt jeder rechtlichen und politischen Grundlage.“ Der 79jährige beklagt, daß gerade die Politiker, die ihn unter anderem 1987 „mit großem Pomp zum offiziellen Staatsbesuch in Bonn“ begrüßt hätten, ihn nun verfolgten. Erneut wirft er der Bundesregierung und der Berliner Justiz vor, „eine beispiellose Hexenjagd“ zu veranstalten. Die Anklage gegen ihn solle die Behandlung der Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger „als Deutsche zweiter Klasse... rechtlich bemänteln.“ Verantworung für die Schüsse an der Mauer lehnt er ab. Immerhin räumt er ein, daß der Mauerbau „zweifellos ein harter Schlag, der viele Deutsche in ihren familiären Beziehungen traf“, gewesen sei.
Bei der Präsentation des Schreibens solidarisierte sich der ehemalige Regimegegner und Philosoph Wolfgang Harich mit Honecker. Harich, in den 50er Jahren zu Gefängnis verurteilt, sagte, daß mit der strafrechtlichen Verfolgung Honeckers die DDR „pauschal als bloßer Unrechtstaat verdammt“ werden sollte. Er wünsche sich, daß Honecker, der von der Berliner Justiz wegen 49fachen Totschlags an Flüchtlingen angeklagt ist, seinen 80. Geburtstag im August in „Würde und Freiheit“ verleben könne.
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